Montag, 28. November 2011

Mambo statt Jambo

Der aufmerksame Blog-Leser wird sicher bemerkt haben, dass sie der Blog-Name geändert hat.
Damit hat es folgendes auf sich:
Seit ich Kiswahili lerne weiß ich, dass "Jambo" nicht die korrekte Begrüßung in Kenia ist. Übersetzt bedeutet es nämlich einfach nur: Sorge" und nicht wie gedacht "hallo".
Korrekt sagt man zu einer Person "Hujambo" und diese antwortet dann "Sijambo", in der Mehrzahl heißt es "Hamjambo" und als Antwort "Hatujambo". Übersetzt wird das mit: "Hast du keine Sorge?" Antwort: "Ich habe keine Sorge". Klingt kompliziert?!
Das fanden einige Touristen wohl auch und so haben die Leute einfach angefangen, die (durchaus bedeutsame, wie ich finde) Vorsilbe wegzulassen. So entstand das bekannte "Jambo", das ich als noch Unwissende auch für meinen Blognamen verwendet hatte.

Bisher habe ich mir gedacht, dass ich das trotzdem einfach so stehen lassen kann und es sicher keiner so genau nimmt mit der korrekten Begrüßung...bis ich zum Seminar an der Küste war. Am laufenden Band wird man dort als Weißer mit "Jambo" begrüßt. Wir haben natürlich korrekt mit "Sijambo" geantwortet, aber das wurde garnicht registriert. Die korrekten Formen, kennt man dort offenbar garnicht mehr.
Einige andere und ich haben uns darüber sehr geärgert und am Ende garnicht mehr zurück gegrüßt- wollten wir doch nicht als naive Touristen betrachtet werden.
Diese Erkenntnisse haben mich nun dazu bewegt den Namen zu ändern. Damit es nicht ganz so anders wird, habe ich mich für "Mambo" entschieden, was hauptsächlich von Jugendlichen und Junggebliebenen verwendet wird und meist mit "poa" (=cool) beantwortet wird.

Mittwoch, 23. November 2011

Abschied


Am Wochenenden hatten wir noch einmal Besuch aus Nairobi. Es war sehr schön und versüßte uns die letzten Tage in Misyani. Am Sonntag gab es für die Kinder eine kleine Abschiedsfeier. Es gab auf dem Feuer gebackenen Kuchen und jeder durfte eine Wunderkerze abbrennen und sich dabei etwas wünschen. Zum Schluss bekam jeder ein kleines Geschenk und die Kinder sangen ein Lied für uns. Wir fanden den Abschied sehr gelungen und die Kinder machten auch einen sehr zufriedenen Eindruck. 

Als wir am anderen Tag unsere Taschen packten und alles, was im Heim bleiben sollte sorgfältig in Plastiktüten hüllten, standen plötzlich all unsere Kinder in den Zimmern. Vorher hatten sie sich nie hineingetraut. Man spürte förmlich, dass sie uns nicht so richtig gehen lassen wollten, aber auch dass sie neugierig auf die Fotos an den Wänden und die Sachen, die wir unseren Zimmern verstecken waren.

Nichtsdestotrotz mussten wir Misyani bis Anfang Januar  "auf Wiedersehen" sagen und die Kinder, die uns bis zum Tor begleiteten, zurücklassen.

Samstag, 19. November 2011

Ende gut, alles gut?

Die letzten 2 Wochen in Misyani  für dieses Schuljahr und auch für dieses Jahr, waren angebrochen. Ab dem 22.11. werden wir auf dem Weg an die Küste sein, wo unser erstes Evaluationsseminar von CIVS stattfinden wird.Anschließend wird die Schule schon geschlossen sein und somit auch dass Small Home. So langsam überlegen wir also, wie wir unseren Abschied von den Kindern gestalten wollen.
Am 08.11. begann dann eine kleine Odyssee. Tabea hatte nicht mehr nur (wie seit über einer Woche) Durchfall, sondern musste sich übergeben und hatte Fieber. Höchste Zeit, ein Krankenhaus aufzusuchen. 
Das hatte ich Ende November auch schon hinter mir- leider ohne klare Diagnose, dafür mit einem großen Paket Antibiotika, Durchfall-Stopper und irgendwelcher anderen Pillen. Das Krankenhaus konnte ich ihr also nicht empfehlen. Also begleitete unsere Mum sie in ein privates Krankenhaus im mit dem Motorrad-Taxi 20 Minuten entfernten Kangundo. Gerade waren sie abgefahren, meldete sich mein Verdauungstrakt wieder. 
Bauchschmerzen und Durchfall waren schlagartig wieder da. Aber es nützte ja nichts: Die Kinder waren alle zu hause, weil die 8.-Klässler ihre Abschlussprüfungen hatten und außer mir war niemand da. Also kämpfte ich mich mit vielen Unterbrechungen durch den Tag. 

Am Nachmittag beschloss ich Tabea anzurufen und zu fragen, ob alles ok ist und ob sie wieder nach hause kommen...das Handy klingelte im Haus. Mum hatte ihr Telefon dabei und meinte, dass sie gleich nach hause kommen...das war dann ca. 1,5h später. Tabea teilte mir mit, dass sie die ganze Palette an Tropenkrankheiten auf einmal gebucht hat: Typhus, Würmer und evtl. Malaria. Letzteres wurde auf Verdacht, die ersten beiden mit Begründung behandelt. Der Ausflug hat nicht etwa, wie man es von Kenianischen Ärzten erwarten würde, so lange gedauert, weil sie so viel warten musste, sondern weil sie mehrere Infusionen bekam, währenddessen unterzuckerte und dadurch eine Art Schock erlitt der sie frieren und übermäßig zittern ließ, sodass man sie aus dem Zimmer raus in die Sonne tragen musste und ihr Cola zu trinken gab. Tabea wollte aber nicht dort bleiben (alleine schon, weil sie ihr Handy nicht dabei hatte und die Eltern sich natürlich Sorgen machten) und kam eben dann gegen 18 Uhr wieder hier an. Am nächsten Tag sollte sie zu einer weiteren Infusion noch einmal hin und auf Grund der Beschreibung des fabelhaften Zustandes dieser Klinik beschloss ich am nächsten Tag mitzukommen und die wahre Ursache für meinen Durchfall herauszufinden. 

So traten wir gemeinsam die Reise mit dem Pikipiki nach Kangundo an (schlagendes Argument beim Preisaushandeln: "We are sick so don`t discuss and take us there for 150. Please."). Dort bekam sie ihre Infusion, ich eine echte Diagnose. Das Antibiotikum konnte nicht wirken, weil es sich um eine Protozoeninfektion handelte. Einzellige Parasiten, die sich nur von speziellen Medikamenten verjagen lassen...achja...und nebenbei hatte ich mir auch noch die typischste aller Krankheiten in Afrika eingefangen: Malaria. Eigentlich hätte ich darauf kommen können. Die abendlichen kopfschmerzen die mich eine Woche lang plagten und an einem Tag schon morgens da waren und bis zum Abend fast unerträglich wurden, samt Gelenkschmerzen führte ich auf zu wenig Schlaf, zu wenig Wasser und andere Bagatellen zurück.Malaria habe ich garnicht in Betracht gezogen-schließlich hatte ich kein Fieber. Nunja. Es war eben da, also wurde es behandelt. 
Ich wurde also in Tabeas Nachbarbett verfrachtet und bekam gleich drei Infusionen. Eine mit dem Medikament gegen die Protozoen und Buscopan gegen Bauchschmerzen, eine mit Zuckerlösung damit nicht die nächste Patienten unterzuckert, und eine mit Kochsalzlösung. Das dauerte gute 3 Stunden in denen Arzt und Laborassistenten keine Hemmungen hatten zu fragen, ob der Freund in Deutschland wirklich der einzige ist, den man auf der ganzen Welt haben möchte (auf die Antwort "ja" erwiderte einer: "That`s a problem". Ich fand das Problem war da gerade ein ganz anderes). Irgendwann stellte ich mich schlafend und schlief dann tatsächlich ein. 

Die Nebenwirkung des Medikamentes war, dass die Ohren sausen und bevor das nicht eintrite, wirke es nicht-so hat man es mir gesagt. Es wirkte ganz offensichtlich. Da es Tabea und mir nun abwechselnd hunde-elend ging und keine von uns beiden mehr in der Lage war, mit den Kindern umzugehen, beschlossen wir uns für einige Tage in Nairobi auszukurieren.
Da wir mit im Kinderheim wohnen, war das hier nämlich nicht möglich. Sobald man einen Fuß vor die Tür setzte um auf die Toilette zu gehen (oder zu rennen), hat man 2-3 Kinder bei sich, die Fragen stellen. Eigentlich ja lieb, dass sie sich Sorgen machen, aber nicht sehr hilfreich. Auch ist von morgens 5.30 bis abends 22.00 Uhr von Ruhe im Haus keine Spur. Da es keine Zimmerdecken gibt, bekommt man alles was passiert mit. Zum Glück gibt es das CIVS-hostel in dem wir uns dann von Samstag bis Dienstag erholten. 

Dienstag, 1. November 2011

Es fliegt, krabbelt, kriecht...und stinkt

Seit es regnet beglücken uns immer mehr Tiere in unserem Heim. 
Am Abend gibt es handgroße Motten, endlos viele fliegende Käfer, die nach einigen Stunden die Flügel verlieren und dann sterben, eine Art Käfer die sich so benimmt wie Maikäfer und auch sehr ähnlich aussieht und vereinzelt auch andere größere und kleinere Käfer. Wenn man am Morgen das Zimmer kehrt, hat man einen ganzen Käferfriedhof vor dem Besen liegen. In diesen Tagen, braucht man das Moskitonetz also nicht vorwiegend für Moskitos, sondern um sicherzugehen, dass die dicken Käfer einen nachts nicht anknabbern! (Spaß)

Kriechend oder krabbelnd bewegen sich unsere Lieblingshaustiere fort: Die Ratten. Schon länger haben wir den Eindruck, dass es immer mehr werden...eines Tages gab es einen Beweis dafür:
Tabea war für 5 Tage an der Küste und kam zurück. Am Abend wollte sie ins Bett gehen und schlug ihre Bettdecke zurück. Da gab es einen lauten Schrei und kurz darauf wusste ich auch warum! In ihrem Bett, unter der Decke hatte eine Rattenmutter beschlossen ihre Babies zur Welt zu bringen. Nackt und rosa lagen sie dort in alldem, was bei einer Geburt noch so anfällt... 
Während unsere Jungs die Jungratten ihres Lebens beraubten und Tabea und Mum das Bett wieder benutzbar machten, gab es in meinem Zimmer eine weitere Entdeckung. Ich hatte mich gerade hingelegt, da kam so eine freche Ratte an und begann unter meinem Bett an irgendetwas zu knabbern. Schläge auf den Bettrahmen konnten sie nicht irritieren. Also verließ ich mein Zimmer um irgendetwas zu holen womit ich ihr den garaus machen konnte (eigentlich bin ich auch bei Ratten nicht mordlustig-aber irgendwann ist das Maß in dem ich meinen Wohnraum mit ihnen teilen möchte voll!). Als ich mein Zimmer wieder betrat sah ich etwas, das ich so kurios fand, dass ich gleich ein Foto machen musste: 


Dieses Tier war für mein Verständnis riesig und viel zu haarig! Da nebenan noch Ratten-Trouble war, beschloss ich todesmutig das Wesen selbst aus meinem Zimmer zu verjagen und ins Bett zu gehen. Am nächsten Tag zeigte ich Mum das Foto. Ihre Reaktion: "Did you ill it?!" ich sagte "no" und sie  "It is dangerous! It can bite you. You should have killed it! Next time you see one, call Kilonzo to kill it!". 
Zum Glück habe ich seitdem keine mehr gesehen. 

In den folgenden Tagen sind auch in meinem Zimmer Rattenbabies aufgetaucht. Sie hatten ein Nest unter dem Dach, aus dem sie herausgefallen kamen. Auf und neben meinen Kleiderschrank. Nicht sehr schön.


Dieses Wesen fand ich einen schönen Sonntags morgens auf meinem Schrank.
Wir haben dann mehrere Versuche gestartet die Ratten mit einem Gift aus der Apotheke zu beseitigen. Einige haben das auch nicht überlebt. Aber manche sind dagegen scheinbar resistent.
So gingen wir etwas radikaler vor, streuten ein Gift, das auch Menschen töten kann (für umgerechnet 10 Cent im Supermarkt an der Bedienungstheke erhältlich) und das wir am kommenden Morgen, bevor die Kinder aufgestanden waren in der Toilette entsorgt haben. Das tötete dann wirklich alle. Jetzt gab es nur noch ein Problem: Der Gestank der toten Ratten! 
Es hat ein paar Tage gedauert, bis wir alle gefunden haben. Die Vermutung, dass zwischen Tabeas und meinem Zimmer (die Wand ist innen hohl) auch tote Ratten liegen, brachte uns dazu meine Hälfte der Wand zu entfernen. Dahinter befand sich ein überdimensionales Rattennest. Der Hohlraum war komplett mit Holzspänen, Stroh, abgefressenen Maiskolben, Plastiktüten, anderen Essensresten und Rattenkot ausgestopft. Leichen haben wir nicht gefunden, aber der Gestank war trotzdem kaum erträglich. 

Zum Glück hatte ich an diesem Tag ein Desinfektionsmittel für die Badezimmerreinigung gekauft! Damit habe ich dann das Holzgerüst, dass die beiden Sperrholz-Wand-Hälften trägt begossen und auch den Boden geschrubbt, denn da ist das ganze Rattennest bei der Reinigung gelandet. Um den Geruch zu überdecken habe ich einige Nächte Räucherkerzen verbrannt und tagsüber die Tür offen gelassen (sehr zur Freude der Hühner offenbar...die saßen dann nämlich immer mal wieder unter, oder neben meinem Bett).
So richtig verflogen ist er jedoch erstmal nicht. Im nächsten Schulquartal dann vielleicht-wenn die Ratten in den Ferien nicht zurückkommen.