Mittwoch, 14. Dezember 2011

Workcamp

Nachdem wir für 2 Tage den bisherigen Freiwilligendienst ausgewertet und nebenbei ein wenig den indischen Ozean genossen hatten, ging es für Tabea, Natalia, mich und einige Kurzzeit-Freiwillige weiter zum Workcamp. Da unser Projekt in den Schulferien gechlossen ist, mussten wir bis zu unserem Urlaub Mitte Dezember eine andere Aufgabe finden. 
Und so fuhren wir am 27.12.2011 mit 2 vollen Kleinbussen nach Bogambera. 

Das liegt in West-Kenya, im Land der Kuria. Bis nach Tansania braucht man von dort aus nur ca. 20 Minuten mit öffentlichen Verkehrsmitteln. 

Unsere Aufgaben im Workcamp sollten sich eigentlich um die Aufklärung über FGM (Female Genital Mutilation = Weibliche Geschlechtsverstümmelung) drehen, da jedoch auch hier die Schulen geschlossen waren, rückte dies in den Hintergrund. Dennoch ist uns das Thema jeden Tag begegnet, denn das wunderschöne Bild der Landschaft, wurde für uns durch die Geschehnisse dieser Wochen getrübt. Alle drei Jahre finden hier feierliche Beschneidungen statt -  von Mädchen und Jungen. 
Gerade als wir dort waren, war es an der Zeit dafür. Jeden Tag begegneten wir feiernden Gruppen auf der Straße. Die beschnitten Kinder laufen in einer Reihe hintereinander, rundherum wird wild getanzt und gesungen. Die Schmerzen, die die Kinder beim Gehen aushalten müssen, gehören bei der ethnischen Gruppe der Kuria zum Erwachsenwerden dazu. 
Die Jungs haben zum Erleichtern des Gehens eine Art Wanderstock in der Hand und tragen eine Baseballkappe, an die Freunde und Verwante Geld heften. Die Mädchen tragen bunte Hüte und einen Regenschirm. Alle haben Khangas um die Hüften gewickelt, denn Hosen wären jetzt für die Jungs unerträglich. Diese Outfits tragen die Kinder auch noch einige Tage nach der Beschneidung, wenn sie ihre Geldgeschenke in Limonade und Süßigkeiten investieren. 
Am 2. Tag wurden wir vom Schulleiter in Bogambero zur Beschneidungsfeier seines Sohnes eingeladen, an der wir natürlich teilnahmen. Der Junge wurde im Krankenhaus unter hygienischen Bedingungen beschnitten-es sprach also moralisch nichts dagegen. An Feiern für Mädchen hätten wir natürlich nicht teilgenommen. 
Der Sohn des Schulleiters, kurz vor erreichen des Hauses, wo manche Gäste auf ihn warten. Die meisten sind ihm jedoch entgegengelaufen und haben ihn tanzend und singend begleitet

 

Neben der Thematik der FGM, die wir in Vorträgen und Besuchen bei Familien näher erläutert bekamen, haben wir auch körperlich gearbeitet. Es wurden Bäume gepflanzt und wir haben Backsteine hergestellt, die später zum Bau von neuen Waschräumen dienen sollen. 
Zuerst musste jede Menge Erde lose gegraben werden. Dann wurden Löcher in die lockere Erde gemacht und anschließend Wasser hineingekippt



Die Steine müssen aus einem gleichmäßigen Brei hergestellt werden, sonst halten sie nicht. Also stampften wir tagelang im Matsch herum, um immer wieder Erde und Wasser zu vermischen.

Am Wochenende gab es Ausflüge in die Umgebung, z.B. zu den großen Felsblöcken, die ganz in der Nähe lagen und von denen aus man eine tolle Aussicht hatte

Wasser holen, Toiletten putzen und kochen gehörte auch zu unseren Aufgaben. Manche kochten zum ersten Mal auf Feuer und selbst einige der kenianischen Teilnehmer, hatten noch nie Sukuma Wiki gekocht! Umso erstaunter waren sie, dass ein Mzungu Sukuma Wiki schneiden und zubereiten kann.Auf dem Foto macht Patrick gerade den Teig für Chapatis, die es an dem Tag zum Abendessen gab.



 Ein großer Teil des Tages musste aufgewendet werden, um Wasser und Feuerholz zu besorgen, denn wo wir wohnten gab es weder Strom noch fließendes Wasser. Zum Duschen wurden entweder der ca. 15 Gehminuten entfernte Fluss, oder eine ebenso weit entfernte Quelle aufgesucht. Genauso zum Kleidung waschen. Herrlich ist das, wenn man zum Klarspülen einfach die Jeans in die Strömung halten kann...nur um das Waschmittel, dass wir im Fluss hinterließen machte ich mir Sorgen. Das wurde also sparsamer als sonst verwendet und ich redete mir ein, dass es so vereinzelt nicht viel ausmacht. Ganz so rein wie die Wäsche, ist das Gewissen trotzdem nicht geworden.


Neben dem Arbeiten konnten wir uns auch interkulturell austauschen. Es waren Teilnehmer aus Deutschland, Österreich, Finnland, Japan, Holland und Kenia dabei. Jedes Land hatte einen Nationalitäts-Tag an dem es sich präsentieren konnte. Besonders Finnland und Kenia haben diesen Tag schön gestaltet und uns Einblicke in ihr Land gegeben. Unsere Japanerin versuchte Eierreis zu kochen (was nicht ganz gelang) und zog uns am Abend mit der eindrücklichen Erzählung, wie sie das katastrophale Erdbeben erlebt hat und wie es sich immernoch auf ihre Heimat auswirkt, in den Bann. 


Abschließend kann ich zum Workcamp sagen, dass es mir sehr gut gefallen hat und, dass ich auch ohne Internet, Strom (Handies konnte man im Dorf an einer Autobatterie für 20 Cent aufladen lassen) und fließendes Wasser auskommen kann!


Einen Tag früher als die anderen fuhr ich mit dem Bus zurück nach Nairobi, denn am Tag der geplanten Rückreise, kam mein bestes und größtes Weihnachtsgeschenk mit dem Flugzeug in Nairobi an: Felix. Den wollte ich natürlich persönlich abholen, um mit ihm in den Weihnachtsurlaub zu starten.