Mittwoch, 15. Februar 2012

Stagnation

Der Therapieraum ist inzwischen gereinigt...gewesen. 
Nach insgesamt 4 Tagen hatte ich einen einigermaßen zufriedenstellenden Zustand hergestellt. Mit vielen Eimern Wasser und einem Besen  (Reisig, das mit Gummibändern zu einem Bündel zusammengehalten wird) habe ich einen Vormittag und einen Nachmittag den Staub aus dem Zimmer verbannt.
Da aber einige der Fenster kaputt sind, hält die Sauberkeit nie länger als ein paar Stunden an. Es weht immer neuer Staub hinein. Man kann also nichts in dem Raum stehen oder liegen lassen. Auch, weil es eventuell einen neuen Besitzer findet. 

Wieder habe ich gemerkt, wie wenig Sauberkeit und Ordnung hier bedeutet. 
Als ich eines Vormittags den Raum betrat um Pläne für die Einrichtung zu schmieden, lagen einige Mango-Kerne auf dem Boden, die wahrscheinlich von den Schulkindern kamen. Im Moment ist hier nämlich Mango-Zeit. Überall kann man 4-5 Mangos für 10 Shilling (also ca. 10 Cent) kaufen und die Kinder werfen mit Steinen nach Ästen um die Früchte vom Baum zu schlagen.

Auch in der Schule steht ein Mangobaum, der in den Pausen geplündert wird. 
Man merkt den erhöhten Früchtekonsum vor allem auch an der hohen Frequenz der Töpfchen-Besuche unserer jungen Männer. Und an den vielen Fehlversuchen...wenn sie ankommen und es bereits zu spät ist. Das hält einen ganz schön auf Trab, da Kinder und Klamotten jedes mal gewaschen werden müssen. Die Motivation mich zusätzlich um den Raum zu kümmern, oder einen Therapie-Stundenplan zu erstellen hält sich momentan in Grenzen. Es wäre gut, wenn man sich die Arbeitszeiten teilen und Zeit für andere Dinge finden könnte. 
Einer muss einfach immer hier sein, für den Fall dass einer der drei Herren nach dem Töpfchen verlangt. Aber ich will garnicht zu sehr darüber klagen! Es ist besser so, als wenn sie weiterhin Windeln benutzen würden. 


Das Projekt Therapie/Therapieraum stagniert also nun erstmal, aber sobald ich Freiräume sehe, geht es weiter. Bis dahin versuche ich mich noch darum zu kümmern, dass die Renovierung der Toiletten im Haus und das Spülbecken in der Küche in die Wege geleitet wird. Tabeas Eltern werden diese über eine Spende finanzieren. Um alles vor Ort werde ich mich kümmern müssen. 
Eigentlich klingt das ganz einfach: Benötigtes Material besorgen, Reperateur anrufen und los gehts. Aber so einfach ist das offenbar nicht. Vor über einer Woche wollte die Schulleiterin sich um einen Reperateur kümmern, bis jetzt ist nichts geschehen. 
Vor ca. 3 Wochen war Osama (er heißt eigentlich John und hat sich schon öfter um die Sanitären Alagen im Small Home gekümmert) vorbeigekommen um aufzuschreiben, was alles für die Reperaturen benötigt wird. Eigentlich sollte er diese auch vornehmen. Jedoch hat er erfahren, dass alles durch eine Spende finanziert wird und hat daraufhin einen immensen Arbeitslohn veranschlagt. Das ist der Grund, warum wir nun nach einem anderen Reperateur suchen. Wer weiß wie lange noch. 


Während ich wiedereinmal feststelle, dass hier in Kenia alles viel langsamer läuft, als ich es gewöhnt bin merke ich auch etwas anderes: Die Zeit läuft ganz genauso schnell, wie in Deutschland. 
Heute ist die Hälfte meines Aufenthalts vorbei. Ab jetzt sind es immer weniger Tage, die noch vor mir liegen als die, die schon hinter mir liegen. Viele Höhen und Tiefen habe ich schon hinter mir und es werden sicherlich auch noch einige vor mir liegen. Wobei ich hoffe, dass dabei die Höhen überwiegen werden.