Freitag, 25. Mai 2012

Endstation, alle aussteigen!

Eine Fahrt nach Nairobi ist eigentlich nichts besonderes mehr. An die Hühner unter den Sitzen, das Gepäck auf dem Dach und die vil zu vielen Passagiere in den kleinen Nissan-Bussen habe ich mich längst gewöhnt. Jedoch ist in diesem Land niemals "alles wie immer". Es gibt immer wieder Überraschungen. 
Wir fuhren wie gewohnt in Tala los, hielten jedoch nach ca. 30 Minuten in einem Dorf an, wo dann lautstark diskutiert wurde. Unser Fahrer und der Conductor tauschten eifrig Meinungen mit dem Personal der anderen Busse, die ebenfalls hier hielten. Nach einiger Zeit drehten wir um und fuhren wieder einige Kilometer zurück, wo wir dann in einen Weg einbogen und uns ganz offensichtlich abseits der Straße versteckten. Uns wollte niemand erklären, was los ist. So warteten wir ab. 
Nach 10 Minuten fuhren wir wieder los. Wieder nur bis in dieses Dorf, in dem sich immernoch die Busse stauten. Dann dasselbe nochmal: Diskussionen, diesmal lauter, dann fuhren wir wieder in dieses Versteck. Dort wurde weiter diskutiert. Auf die Frage, was das Problem sei, bekamen wir nur erneut gesagt, dass wir warten sollen. Na toll. Was soll das? Uns ist doch sowieso längst klar, dass irgendetwas mit dem Bus oder dem Fahrer, oder beidem nicht in Ordnung ist. 
Nach weiteren 10 Minuten wurde uns gesagt, dass der Bus nicht weiterfährt, sondern zurück nach Tala. Super. Da wollen wir aber nicht hin! 
Wir verlangen unser Geld zurück und bekommen 100 Shilling. Also 50 für jeden. Uns wurde versichert, dass das reiche um mit einem anderen Bus nach Nairobi zu fahren. HAHA! Niemals. Die gesamte Strecke kostet 150 und wir waren noch nicht weit gekommen. Es hielten auch keine Busse an, also liefen wir bis in dieses Dorf. Dort hielten Busse, jedoch fuhren alle wieder zurück nach Tala. Endlich wurde uns erklärt, dass es auf der Strecke eine besonders strenge Polizeikontrolle gibt und niemand möchte durchfahren. Ein Pikipikifahrer bot uns an, uns für 300 Shilling nach Nairobi zu fahren. Wir handelten ihn auf 100 Shilling runter, denn der Preis wurde uns ja im anderen Matatu genannt. Da wir noch mindestens 1 Stunde Fahrt von Nairobi entfernt waren, konnte ich mir auch nicht vorstellen, dass der Junge Mann uns tatsächlich bis dorthin fahren wollte. 
Tat er auch nicht. Er fuhr mit uns bis wir durch die Polizeikontrolle hindurch und außerhalb deren Sichtbereich waren. Das war niemals ein 100-Shilling-Ritt! Nundenn. Der Preis war vereinbart und wir waren unser Geld los. 
Zum Glück stand hier ein großes Matatu bereit, dass offenbar von Nairobi bis hierher gefahren war und nun auch umdrehte, wegen der Polizeisperre, die niemand passieren wollte. Die großen Busse kosten normalerweise 100 Shilling von Tala bis Nairobi. Auf Grund der Umstände verlangte der Conductor denselben Preis, für nur 2/3 der Strecke. Was solls. Wir wollten ja ankommen. 
Wir konnten beide Platznehmen und fuhren endlich weiter richtung Stadt. Ich war schon ein wenig angesäuert, weil wir über eine Stunde Zeit verplempert hatten und ich zum Kiswahili-Kurs verabredet war. Als mich dann der Conductor aufforderte auf einen Platz nach weiter hinten zu gehen, obwohl ich mit meinem großen Rucksack sehr unbeweglich war und die großen Matatus noch engere Gänge haben als die kleineren, ist mir beinahe der Kragen geplatzt. Der Grund für den Platzwechsel war nämlich, dass er selbst dort sitzen wollte, wo ich vorher saß. Herzlichen Dank und Willkommen in Kenia! Zum Abschluss dieser wunderbaren Reise fuhr der Bus an der Haltestelle, wo wir raus wollten, einfach vorbei. Was genau ist an "Please stop at the next bus station" so schwer zu verstehen? Ich hatte dazu gesagt, dass gegenüber eine Tankstelle ist. Darum hat der nette Conductor nicht an der nächsten Bus-Station, sondern an der nächsten Tankstelle, 2 Stationen weiter gestoppt, obwohl ich immer wieder "Stop here!" sagte. Er ignorierte das ganz gekonnt.

Solche Tage haben in den letzten 9 Monaten oft meine Stimmung getrübt, denn ich wusste, dass es kein Einzelfall war. Immer wieder erlebt man, dass einem keine Informationen gegeben werden während alle Kenianer um einen herum bescheid wissen. Immer wieder muss man warten. Geduld haben. Verständnis zeigen und sich selbst für unwissend verkaufen lassen. Es wird einem einfach nicht geglaubt, dass man weiß wo es lang geht, was die Preise für verschiedene Strecken sind und dass man wirklich Githeri zum Mittagessen hatte ("It`s impossible that Wazungus eat Githeri"). 
Da sich mein Aufenthalt aber nun dem Ende neigt, sehe ich es viel gelassener. Entweder, weil es nicht mehr lange ist, oder weil ich inzwischen Übung habe. Was von beiden zutrifft wird sich spätestens zeigen wenn ich das nächste mal an einem Deutschen Bahnsteig stehe und höre "Sehr geehrte Reisende an Gleis 4, der ICE nach Frankfurt am Main Hauptbahnhof trifft vorraussichtlich 30 Minuten später ein. Wir bitten um ihr Verständnis."

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