Mittwoch, 14. Dezember 2011

Workcamp

Nachdem wir für 2 Tage den bisherigen Freiwilligendienst ausgewertet und nebenbei ein wenig den indischen Ozean genossen hatten, ging es für Tabea, Natalia, mich und einige Kurzzeit-Freiwillige weiter zum Workcamp. Da unser Projekt in den Schulferien gechlossen ist, mussten wir bis zu unserem Urlaub Mitte Dezember eine andere Aufgabe finden. 
Und so fuhren wir am 27.12.2011 mit 2 vollen Kleinbussen nach Bogambera. 

Das liegt in West-Kenya, im Land der Kuria. Bis nach Tansania braucht man von dort aus nur ca. 20 Minuten mit öffentlichen Verkehrsmitteln. 

Unsere Aufgaben im Workcamp sollten sich eigentlich um die Aufklärung über FGM (Female Genital Mutilation = Weibliche Geschlechtsverstümmelung) drehen, da jedoch auch hier die Schulen geschlossen waren, rückte dies in den Hintergrund. Dennoch ist uns das Thema jeden Tag begegnet, denn das wunderschöne Bild der Landschaft, wurde für uns durch die Geschehnisse dieser Wochen getrübt. Alle drei Jahre finden hier feierliche Beschneidungen statt -  von Mädchen und Jungen. 
Gerade als wir dort waren, war es an der Zeit dafür. Jeden Tag begegneten wir feiernden Gruppen auf der Straße. Die beschnitten Kinder laufen in einer Reihe hintereinander, rundherum wird wild getanzt und gesungen. Die Schmerzen, die die Kinder beim Gehen aushalten müssen, gehören bei der ethnischen Gruppe der Kuria zum Erwachsenwerden dazu. 
Die Jungs haben zum Erleichtern des Gehens eine Art Wanderstock in der Hand und tragen eine Baseballkappe, an die Freunde und Verwante Geld heften. Die Mädchen tragen bunte Hüte und einen Regenschirm. Alle haben Khangas um die Hüften gewickelt, denn Hosen wären jetzt für die Jungs unerträglich. Diese Outfits tragen die Kinder auch noch einige Tage nach der Beschneidung, wenn sie ihre Geldgeschenke in Limonade und Süßigkeiten investieren. 
Am 2. Tag wurden wir vom Schulleiter in Bogambero zur Beschneidungsfeier seines Sohnes eingeladen, an der wir natürlich teilnahmen. Der Junge wurde im Krankenhaus unter hygienischen Bedingungen beschnitten-es sprach also moralisch nichts dagegen. An Feiern für Mädchen hätten wir natürlich nicht teilgenommen. 
Der Sohn des Schulleiters, kurz vor erreichen des Hauses, wo manche Gäste auf ihn warten. Die meisten sind ihm jedoch entgegengelaufen und haben ihn tanzend und singend begleitet

 

Neben der Thematik der FGM, die wir in Vorträgen und Besuchen bei Familien näher erläutert bekamen, haben wir auch körperlich gearbeitet. Es wurden Bäume gepflanzt und wir haben Backsteine hergestellt, die später zum Bau von neuen Waschräumen dienen sollen. 
Zuerst musste jede Menge Erde lose gegraben werden. Dann wurden Löcher in die lockere Erde gemacht und anschließend Wasser hineingekippt



Die Steine müssen aus einem gleichmäßigen Brei hergestellt werden, sonst halten sie nicht. Also stampften wir tagelang im Matsch herum, um immer wieder Erde und Wasser zu vermischen.

Am Wochenende gab es Ausflüge in die Umgebung, z.B. zu den großen Felsblöcken, die ganz in der Nähe lagen und von denen aus man eine tolle Aussicht hatte

Wasser holen, Toiletten putzen und kochen gehörte auch zu unseren Aufgaben. Manche kochten zum ersten Mal auf Feuer und selbst einige der kenianischen Teilnehmer, hatten noch nie Sukuma Wiki gekocht! Umso erstaunter waren sie, dass ein Mzungu Sukuma Wiki schneiden und zubereiten kann.Auf dem Foto macht Patrick gerade den Teig für Chapatis, die es an dem Tag zum Abendessen gab.



 Ein großer Teil des Tages musste aufgewendet werden, um Wasser und Feuerholz zu besorgen, denn wo wir wohnten gab es weder Strom noch fließendes Wasser. Zum Duschen wurden entweder der ca. 15 Gehminuten entfernte Fluss, oder eine ebenso weit entfernte Quelle aufgesucht. Genauso zum Kleidung waschen. Herrlich ist das, wenn man zum Klarspülen einfach die Jeans in die Strömung halten kann...nur um das Waschmittel, dass wir im Fluss hinterließen machte ich mir Sorgen. Das wurde also sparsamer als sonst verwendet und ich redete mir ein, dass es so vereinzelt nicht viel ausmacht. Ganz so rein wie die Wäsche, ist das Gewissen trotzdem nicht geworden.


Neben dem Arbeiten konnten wir uns auch interkulturell austauschen. Es waren Teilnehmer aus Deutschland, Österreich, Finnland, Japan, Holland und Kenia dabei. Jedes Land hatte einen Nationalitäts-Tag an dem es sich präsentieren konnte. Besonders Finnland und Kenia haben diesen Tag schön gestaltet und uns Einblicke in ihr Land gegeben. Unsere Japanerin versuchte Eierreis zu kochen (was nicht ganz gelang) und zog uns am Abend mit der eindrücklichen Erzählung, wie sie das katastrophale Erdbeben erlebt hat und wie es sich immernoch auf ihre Heimat auswirkt, in den Bann. 


Abschließend kann ich zum Workcamp sagen, dass es mir sehr gut gefallen hat und, dass ich auch ohne Internet, Strom (Handies konnte man im Dorf an einer Autobatterie für 20 Cent aufladen lassen) und fließendes Wasser auskommen kann!


Einen Tag früher als die anderen fuhr ich mit dem Bus zurück nach Nairobi, denn am Tag der geplanten Rückreise, kam mein bestes und größtes Weihnachtsgeschenk mit dem Flugzeug in Nairobi an: Felix. Den wollte ich natürlich persönlich abholen, um mit ihm in den Weihnachtsurlaub zu starten.



Montag, 28. November 2011

Mambo statt Jambo

Der aufmerksame Blog-Leser wird sicher bemerkt haben, dass sie der Blog-Name geändert hat.
Damit hat es folgendes auf sich:
Seit ich Kiswahili lerne weiß ich, dass "Jambo" nicht die korrekte Begrüßung in Kenia ist. Übersetzt bedeutet es nämlich einfach nur: Sorge" und nicht wie gedacht "hallo".
Korrekt sagt man zu einer Person "Hujambo" und diese antwortet dann "Sijambo", in der Mehrzahl heißt es "Hamjambo" und als Antwort "Hatujambo". Übersetzt wird das mit: "Hast du keine Sorge?" Antwort: "Ich habe keine Sorge". Klingt kompliziert?!
Das fanden einige Touristen wohl auch und so haben die Leute einfach angefangen, die (durchaus bedeutsame, wie ich finde) Vorsilbe wegzulassen. So entstand das bekannte "Jambo", das ich als noch Unwissende auch für meinen Blognamen verwendet hatte.

Bisher habe ich mir gedacht, dass ich das trotzdem einfach so stehen lassen kann und es sicher keiner so genau nimmt mit der korrekten Begrüßung...bis ich zum Seminar an der Küste war. Am laufenden Band wird man dort als Weißer mit "Jambo" begrüßt. Wir haben natürlich korrekt mit "Sijambo" geantwortet, aber das wurde garnicht registriert. Die korrekten Formen, kennt man dort offenbar garnicht mehr.
Einige andere und ich haben uns darüber sehr geärgert und am Ende garnicht mehr zurück gegrüßt- wollten wir doch nicht als naive Touristen betrachtet werden.
Diese Erkenntnisse haben mich nun dazu bewegt den Namen zu ändern. Damit es nicht ganz so anders wird, habe ich mich für "Mambo" entschieden, was hauptsächlich von Jugendlichen und Junggebliebenen verwendet wird und meist mit "poa" (=cool) beantwortet wird.

Mittwoch, 23. November 2011

Abschied


Am Wochenenden hatten wir noch einmal Besuch aus Nairobi. Es war sehr schön und versüßte uns die letzten Tage in Misyani. Am Sonntag gab es für die Kinder eine kleine Abschiedsfeier. Es gab auf dem Feuer gebackenen Kuchen und jeder durfte eine Wunderkerze abbrennen und sich dabei etwas wünschen. Zum Schluss bekam jeder ein kleines Geschenk und die Kinder sangen ein Lied für uns. Wir fanden den Abschied sehr gelungen und die Kinder machten auch einen sehr zufriedenen Eindruck. 

Als wir am anderen Tag unsere Taschen packten und alles, was im Heim bleiben sollte sorgfältig in Plastiktüten hüllten, standen plötzlich all unsere Kinder in den Zimmern. Vorher hatten sie sich nie hineingetraut. Man spürte förmlich, dass sie uns nicht so richtig gehen lassen wollten, aber auch dass sie neugierig auf die Fotos an den Wänden und die Sachen, die wir unseren Zimmern verstecken waren.

Nichtsdestotrotz mussten wir Misyani bis Anfang Januar  "auf Wiedersehen" sagen und die Kinder, die uns bis zum Tor begleiteten, zurücklassen.

Samstag, 19. November 2011

Ende gut, alles gut?

Die letzten 2 Wochen in Misyani  für dieses Schuljahr und auch für dieses Jahr, waren angebrochen. Ab dem 22.11. werden wir auf dem Weg an die Küste sein, wo unser erstes Evaluationsseminar von CIVS stattfinden wird.Anschließend wird die Schule schon geschlossen sein und somit auch dass Small Home. So langsam überlegen wir also, wie wir unseren Abschied von den Kindern gestalten wollen.
Am 08.11. begann dann eine kleine Odyssee. Tabea hatte nicht mehr nur (wie seit über einer Woche) Durchfall, sondern musste sich übergeben und hatte Fieber. Höchste Zeit, ein Krankenhaus aufzusuchen. 
Das hatte ich Ende November auch schon hinter mir- leider ohne klare Diagnose, dafür mit einem großen Paket Antibiotika, Durchfall-Stopper und irgendwelcher anderen Pillen. Das Krankenhaus konnte ich ihr also nicht empfehlen. Also begleitete unsere Mum sie in ein privates Krankenhaus im mit dem Motorrad-Taxi 20 Minuten entfernten Kangundo. Gerade waren sie abgefahren, meldete sich mein Verdauungstrakt wieder. 
Bauchschmerzen und Durchfall waren schlagartig wieder da. Aber es nützte ja nichts: Die Kinder waren alle zu hause, weil die 8.-Klässler ihre Abschlussprüfungen hatten und außer mir war niemand da. Also kämpfte ich mich mit vielen Unterbrechungen durch den Tag. 

Am Nachmittag beschloss ich Tabea anzurufen und zu fragen, ob alles ok ist und ob sie wieder nach hause kommen...das Handy klingelte im Haus. Mum hatte ihr Telefon dabei und meinte, dass sie gleich nach hause kommen...das war dann ca. 1,5h später. Tabea teilte mir mit, dass sie die ganze Palette an Tropenkrankheiten auf einmal gebucht hat: Typhus, Würmer und evtl. Malaria. Letzteres wurde auf Verdacht, die ersten beiden mit Begründung behandelt. Der Ausflug hat nicht etwa, wie man es von Kenianischen Ärzten erwarten würde, so lange gedauert, weil sie so viel warten musste, sondern weil sie mehrere Infusionen bekam, währenddessen unterzuckerte und dadurch eine Art Schock erlitt der sie frieren und übermäßig zittern ließ, sodass man sie aus dem Zimmer raus in die Sonne tragen musste und ihr Cola zu trinken gab. Tabea wollte aber nicht dort bleiben (alleine schon, weil sie ihr Handy nicht dabei hatte und die Eltern sich natürlich Sorgen machten) und kam eben dann gegen 18 Uhr wieder hier an. Am nächsten Tag sollte sie zu einer weiteren Infusion noch einmal hin und auf Grund der Beschreibung des fabelhaften Zustandes dieser Klinik beschloss ich am nächsten Tag mitzukommen und die wahre Ursache für meinen Durchfall herauszufinden. 

So traten wir gemeinsam die Reise mit dem Pikipiki nach Kangundo an (schlagendes Argument beim Preisaushandeln: "We are sick so don`t discuss and take us there for 150. Please."). Dort bekam sie ihre Infusion, ich eine echte Diagnose. Das Antibiotikum konnte nicht wirken, weil es sich um eine Protozoeninfektion handelte. Einzellige Parasiten, die sich nur von speziellen Medikamenten verjagen lassen...achja...und nebenbei hatte ich mir auch noch die typischste aller Krankheiten in Afrika eingefangen: Malaria. Eigentlich hätte ich darauf kommen können. Die abendlichen kopfschmerzen die mich eine Woche lang plagten und an einem Tag schon morgens da waren und bis zum Abend fast unerträglich wurden, samt Gelenkschmerzen führte ich auf zu wenig Schlaf, zu wenig Wasser und andere Bagatellen zurück.Malaria habe ich garnicht in Betracht gezogen-schließlich hatte ich kein Fieber. Nunja. Es war eben da, also wurde es behandelt. 
Ich wurde also in Tabeas Nachbarbett verfrachtet und bekam gleich drei Infusionen. Eine mit dem Medikament gegen die Protozoen und Buscopan gegen Bauchschmerzen, eine mit Zuckerlösung damit nicht die nächste Patienten unterzuckert, und eine mit Kochsalzlösung. Das dauerte gute 3 Stunden in denen Arzt und Laborassistenten keine Hemmungen hatten zu fragen, ob der Freund in Deutschland wirklich der einzige ist, den man auf der ganzen Welt haben möchte (auf die Antwort "ja" erwiderte einer: "That`s a problem". Ich fand das Problem war da gerade ein ganz anderes). Irgendwann stellte ich mich schlafend und schlief dann tatsächlich ein. 

Die Nebenwirkung des Medikamentes war, dass die Ohren sausen und bevor das nicht eintrite, wirke es nicht-so hat man es mir gesagt. Es wirkte ganz offensichtlich. Da es Tabea und mir nun abwechselnd hunde-elend ging und keine von uns beiden mehr in der Lage war, mit den Kindern umzugehen, beschlossen wir uns für einige Tage in Nairobi auszukurieren.
Da wir mit im Kinderheim wohnen, war das hier nämlich nicht möglich. Sobald man einen Fuß vor die Tür setzte um auf die Toilette zu gehen (oder zu rennen), hat man 2-3 Kinder bei sich, die Fragen stellen. Eigentlich ja lieb, dass sie sich Sorgen machen, aber nicht sehr hilfreich. Auch ist von morgens 5.30 bis abends 22.00 Uhr von Ruhe im Haus keine Spur. Da es keine Zimmerdecken gibt, bekommt man alles was passiert mit. Zum Glück gibt es das CIVS-hostel in dem wir uns dann von Samstag bis Dienstag erholten. 

Dienstag, 1. November 2011

Es fliegt, krabbelt, kriecht...und stinkt

Seit es regnet beglücken uns immer mehr Tiere in unserem Heim. 
Am Abend gibt es handgroße Motten, endlos viele fliegende Käfer, die nach einigen Stunden die Flügel verlieren und dann sterben, eine Art Käfer die sich so benimmt wie Maikäfer und auch sehr ähnlich aussieht und vereinzelt auch andere größere und kleinere Käfer. Wenn man am Morgen das Zimmer kehrt, hat man einen ganzen Käferfriedhof vor dem Besen liegen. In diesen Tagen, braucht man das Moskitonetz also nicht vorwiegend für Moskitos, sondern um sicherzugehen, dass die dicken Käfer einen nachts nicht anknabbern! (Spaß)

Kriechend oder krabbelnd bewegen sich unsere Lieblingshaustiere fort: Die Ratten. Schon länger haben wir den Eindruck, dass es immer mehr werden...eines Tages gab es einen Beweis dafür:
Tabea war für 5 Tage an der Küste und kam zurück. Am Abend wollte sie ins Bett gehen und schlug ihre Bettdecke zurück. Da gab es einen lauten Schrei und kurz darauf wusste ich auch warum! In ihrem Bett, unter der Decke hatte eine Rattenmutter beschlossen ihre Babies zur Welt zu bringen. Nackt und rosa lagen sie dort in alldem, was bei einer Geburt noch so anfällt... 
Während unsere Jungs die Jungratten ihres Lebens beraubten und Tabea und Mum das Bett wieder benutzbar machten, gab es in meinem Zimmer eine weitere Entdeckung. Ich hatte mich gerade hingelegt, da kam so eine freche Ratte an und begann unter meinem Bett an irgendetwas zu knabbern. Schläge auf den Bettrahmen konnten sie nicht irritieren. Also verließ ich mein Zimmer um irgendetwas zu holen womit ich ihr den garaus machen konnte (eigentlich bin ich auch bei Ratten nicht mordlustig-aber irgendwann ist das Maß in dem ich meinen Wohnraum mit ihnen teilen möchte voll!). Als ich mein Zimmer wieder betrat sah ich etwas, das ich so kurios fand, dass ich gleich ein Foto machen musste: 


Dieses Tier war für mein Verständnis riesig und viel zu haarig! Da nebenan noch Ratten-Trouble war, beschloss ich todesmutig das Wesen selbst aus meinem Zimmer zu verjagen und ins Bett zu gehen. Am nächsten Tag zeigte ich Mum das Foto. Ihre Reaktion: "Did you ill it?!" ich sagte "no" und sie  "It is dangerous! It can bite you. You should have killed it! Next time you see one, call Kilonzo to kill it!". 
Zum Glück habe ich seitdem keine mehr gesehen. 

In den folgenden Tagen sind auch in meinem Zimmer Rattenbabies aufgetaucht. Sie hatten ein Nest unter dem Dach, aus dem sie herausgefallen kamen. Auf und neben meinen Kleiderschrank. Nicht sehr schön.


Dieses Wesen fand ich einen schönen Sonntags morgens auf meinem Schrank.
Wir haben dann mehrere Versuche gestartet die Ratten mit einem Gift aus der Apotheke zu beseitigen. Einige haben das auch nicht überlebt. Aber manche sind dagegen scheinbar resistent.
So gingen wir etwas radikaler vor, streuten ein Gift, das auch Menschen töten kann (für umgerechnet 10 Cent im Supermarkt an der Bedienungstheke erhältlich) und das wir am kommenden Morgen, bevor die Kinder aufgestanden waren in der Toilette entsorgt haben. Das tötete dann wirklich alle. Jetzt gab es nur noch ein Problem: Der Gestank der toten Ratten! 
Es hat ein paar Tage gedauert, bis wir alle gefunden haben. Die Vermutung, dass zwischen Tabeas und meinem Zimmer (die Wand ist innen hohl) auch tote Ratten liegen, brachte uns dazu meine Hälfte der Wand zu entfernen. Dahinter befand sich ein überdimensionales Rattennest. Der Hohlraum war komplett mit Holzspänen, Stroh, abgefressenen Maiskolben, Plastiktüten, anderen Essensresten und Rattenkot ausgestopft. Leichen haben wir nicht gefunden, aber der Gestank war trotzdem kaum erträglich. 

Zum Glück hatte ich an diesem Tag ein Desinfektionsmittel für die Badezimmerreinigung gekauft! Damit habe ich dann das Holzgerüst, dass die beiden Sperrholz-Wand-Hälften trägt begossen und auch den Boden geschrubbt, denn da ist das ganze Rattennest bei der Reinigung gelandet. Um den Geruch zu überdecken habe ich einige Nächte Räucherkerzen verbrannt und tagsüber die Tür offen gelassen (sehr zur Freude der Hühner offenbar...die saßen dann nämlich immer mal wieder unter, oder neben meinem Bett).
So richtig verflogen ist er jedoch erstmal nicht. Im nächsten Schulquartal dann vielleicht-wenn die Ratten in den Ferien nicht zurückkommen.

Donnerstag, 27. Oktober 2011

Not macht erfinderisch

Nun, ich will ganz und garnicht sagen, dass wir hier Not leiden! Dennoch vermisst man nach 8 Wochen fern der Heimat doch so dies und das. 
Wer mich kennt weiß, dass ich Milch und alles was daraus gemacht wird liebe. Sei es der Quark zum Frühstück, die Milch im Müsli, der Joghurt nach dem Essen oder das Käsebrot mit einem Glas trockenen Rotwein. 
Milch haben wir hier! Wenn auch in begrenzten Mengen. Joghurt kann man im Supermarkt auch kaufen, aber wir haben keinen Kühlschrank - also fällt das aus. Und Quark kennt man ja sowieso außerhalb von Deutschland nur in Österreich und der Schweiz (glaube ich zumindest). 
Den säuerlichen Geschmack von Joghurt ersetze ich manchmal durch "Mala", oder "Maziwa lala", was manche aus der Generation meiner Eltern noch als "Dickmilch" kennen. Es ist ganz einfach sauer gewordene Milch. 

Aber was ich aus dieser sauergewordenen Milch auch gerne mache ist Quark! 

Mala

Die Dickmilch wurde in einem Topf auf dem Feuer erwärmt, bis sich die sogenannte "Käsematte" von der Molke getrennt hat

Dann werden Molke und Käsematte durch eine Stoffwindel, die in einem Sieb liegt voneinander  getrennt.


Nachdem man die Windel zu einem Bündel zusammengenommen und die Molke herausgedrückt hat, bleibt frischer, vollfetter Quark übrig

 


Auf ähnliche Weise haben wir auch schon Frischkäse gemacht: Statt Dickmilch haben wir frische Milch benutzt und damit sie ausflockt, haben wir Zitronensaft hinzugefügt. Mit etwas Salz schmeckt das ganze dann großartig zum Sukuma Wiki! 

Die Milch-Gelüste wissen wir also schonmal zu stillen. Aber was jeder Deutsche im Ausland am meisten vermisst, ist natürlich Brot. Kein Problem! Kaufen wir einfach Roggenmehl, machen einen Sauerteig und backen ein Brot. Ach nein. Mist. Wir haben garkeinen Backofen. 
Und Roggenmehl habe ich hier auch noch keins gesehen. Aber selbst wenn es welches gäbe-ohne Backofen kann man kein Brot backen. Oder doch? Na klar! 

Ruhe in Frieden, lieber Hefeteig und werde schön groß und locker!
Das sieht doch schonmal garnicht schlecht aus!


Das ist unser Backofen. Ein großer Topf (zu dem es einen passenden Deckel gibt - das ist hier nicht selbstverständlich), der mit Reisnägeln ausgelegt ist, damit die Backform später nicht den Boden berührt. So ist überall rund um die Backform heiße Luft, wodurch das Brot gleichmäßig durchgebacken wird.
So sieht es dann aus, wenn das Brot "im Ofen" ist. Danach kommt dann der Deckel drauf...


...und das Ganze wird auf die Feuerstelle gestellt.



Und nach etwas mehr als einer Stunde, konnten wir dieses tatsächlich durchgebackene und wohlschmeckende Brot anschneiden (und natürlich sofort verkosten...auch wenn das angeblich Bauchweh macht)

Für den ersten Versuch haben wir erstmal eine Mischung aus Weizenvollkornmehl, Weizenkleie, Weizenkeimen und Weizenvollkornschrot benutzt, die man hier in einer Packung als "Brown Bread Flour" kaufen kann. Aber in einem Eimerchen mit Deckel blubbert gerade schon ein Sauerteig vor sich hin, der wohl morgen in unserem Topf-Ofen zubereitet werden wird. Ich bin gespannt wie Sauerteigbrot aus einer Mischung von Roggen, Finger-Hirse, Vollkornweizen und Amaranth schmeckt und ob es gelingt. Bisher haben alle Produktionsversuche von Käse, Quark und Brot funktioniert! Am Ende eröffnen wir hier noch eine Bäckerei :-) 
Auf jeden Fall bekommen unsere Kinder demnächst mal einen Kuchen. Aber: Pole pole! (=langsam, langsam) Eins nach dem anderen...morgen früh gibt es jedenfalls frisch gebackenes Brot und vielleicht ein bischen Quark mit Marmelade dazu. 

Mittwoch, 19. Oktober 2011

Hakuna Matatu

Das bedeutet "Kein Matatatu", also "Kein Bus" und beschreibt die Situation, in der ich mich am vergangenen Mittwochabend befand. 
Als ich mich in Embu von Rike und Moritz trennte, um den Heimweg nach Misyani anzutreten, war ich wirklich guter Dinge mein Ziel noch am selben Abend zu erreichen. Die beiden begleiteten mich noch zum Matatuparkplatz und Moritz half mir den Preis auszuhandeln, der mir für eine einstündige Fahrt trotzdem wir ihn heruntergehandelt hatten, noch etwas zu hoch vorkam...da stank was zum Himmel, es war nur noch nicht klar was es war. 
Der Busticketverkäufer (und sowas hab ich hier noch selten gesehen, zumal er nichteinmal mitfuhr) versicherte uns, dass es ein "Express-Matatu" sei, dass nur eine Stunde bis nach Thika brauche (dort musste ich umsteigen). Es halte unterwegs nicht an und sei deswegen schneller...10 Minuten nach Fahrtantritt machten wir den ersten Stop um 2 Kinder aufzusammeln. Ich dachte es seien vielleicht die Kinder des Fahrers und der Stop zähle nicht wirklich.
5 Minten später hielten wir wieder. Leute stiegen ein und aus und so ging das ganze weiter. 
Nach gut 1,5h waren wir in Karatina. Den Ort kannte ich noch von unserer Anfahrt nach Meru. 
Der Conducter (die Person, die hinten mitfährt, Geld einsammelt und dem Fahrer durch lautstarkes Klopfen gegen Metall oder Fenster mitteilt, dass er anhalten soll um jemanden ein- oder aussteigen zu lassen) sagte mir, dass ich dort aussteigen soll. 
"Aber das ist nicht Thika!", sagte ich, aber er bestand darauf, dass ich ausstieg. 
Ich sollte umsteigen und er meinte, dass er für mich zahle...so war das also.
Das Matatu in dem ich in Embu losgefahren war, hatte garnicht Thika zum Ziel, sondern Karatina- was nichtmal auf dem Weg liegt. Der Conducter gab dem nächsten Conducter das Geld für die Fahrt von Karatina bis Thika und ich stieg ein. Die beiden diskutierten lautstark und ich bekam nur mit, dass der erste Conducter für sein  Verhalten vom zweiten Conducter eine Ohrfeige bekam.  Irgendwie tat mir das garnicht so leid... Die Fahrt von Embu bis Karatina hat vermutlich wirklich nur 150 oder 100 Schilling gekostet und das, was ich zu viel bezahlt hatte, war für die Weiterfahrt von Karatina nach Thika bestimmt. Reingefallen.


Auf der Weiterfahrt kamen wir an einem Fluss vorbei, an dem fleißig geangelt wurde. Beim nächsten Stop wurden uns dann durch das Busfenster neben den üblichen Dingen wie Früchten und Gemüse, auch gebratene und rohe Fische angeboten. Zum Glück hat niemand der Passagiere einen gekauft...die rohen Exemplare waren doch sehr geruchsintensiv. 


Nach insgesamt 2,5 statt nur einer Stunde Fahrt, kam ich trotzdem recht entspannt in Thika an. Es war erst 19 Uhr, eigentlich noch garnicht spät. Dann änderte sich meine Meinung zur Situation schlagartig: Die Matatufahrer an der Station machten mir allesamt klar, dass es um diese Zeit keine sichere Verbindung mehr nach Tala gäbe. Ich könne für umgerechnet 50 € ein Taxi nehmen, was ich viel zu teuer fand. Ich sagte ich würde maximal 20 zahlen. Allerdings lachten sie mich daraufhin nur aus. Die Alternative war wohl, ein Zimmer zu nehmen und dort zu übernachten. Am nächsten Tag, würde die Reise dann sicher weitergehen. 
Der Chef eines Busunternehmens zeigte mir auch gleich ein Hotelzimmer, dass ich für ca. 4 € bekommen konnte. Es war einfach, aber es hatte ein Bett, warmes Wasser zum Duschen, war sauber und hatte sogar ein Fenster...das leider zum Busbahnhof raus ging und auch den Lärm der umliegenden Bars hineinließ,der bis morgens um 5Uhr anhielt.Um 6.00 begann wieder das tägliche Treiben am Busbahnhof und so bekam ich in Summe beinahe eine Stunde Schlaf.. Was solls. Hakuna Matatu? Hakuna Matata. 


Nach einer warmen Dusche setzte ich um 7.00 Uhr morgens ziemlich gerädert meine Reise fort. Mit einem Motorrad brachte mich der Chef des Matatuunternehmens zu einer anderen Matatu-Station. Von dort aus konnte ich dann bis Kilimambogo fahren, um noch einmal umzusteigen. 
Dann begann der nächste Geduldakt: An einem Donnerstag mit einem Matatu, in dem außer mir nur ein weiterer Passagier saß, musste ich etwas weniger als 100km zurücklegen. Eigentlich kein Problem! Außer: Wenn niemand mitfahren will...was leider der Fall war. 
In jedem Dorf warteten wir 20-30 Minuten, damit der Bus voller würde. Freitags ist in Tala immer Markttag. Da fahren viele Händler und Kunden nach Tala. Aber nicht donnerstags. 
So dauerte die Fahrt, die normalerweise in 1,5 Stunden vorbei ist, geschlagene 3,5h. 
Ich war unglaublich froh, als ich endlich in Tala angekommen war und nur noch die Strecke von Tala nach Misyani vor mir hatte. An diesem Tag störte es mich nichtmal, dass ich Pikipiki (Motorradtaxi) fahren musste! 


Als ich wieder angekommen war, habe ich mich über jedes bekannte Gesicht gefreut, dass mir begegnet ist. Ich wurde gefragt: "Umepotea wapi?" "Wo warst du? Wo bist du verloren gegangen?" "Ulishindaje?" "Wie ist es dir ergangen?" und es fühlte sich ein bischen an, wie nach hause kommen!

Sonntag, 16. Oktober 2011

Die liebe Sprache

Immer wieder fallen mir hier Eigenschaften der Sprache auf, über die ich schmunzeln muss, oder die mich beeindrucken. 
Vor kurzem habe ich Mum gefragt, wie alt der Pikipiki-Fahrer aus Misyani ist, der öfter mal vorbeischaut. Ihre Antwort war interessant: "Er ist so alt, dass er schon eine Familie haben müsste. 2-3 Kinder, die ungefähr die 4. Klasse besuchen." Zuerst habe ich es garnicht richtig verstanden. Ich dachte, sie spräche von Tatsachen. Also wartete ich ihre Ausführungen zur Familie ab um anschließend zu fragen, ob sie wisse, wie alt er tatsächlich ist. Da sie keine Zahl nannte, fragte ich nochmal nach: Hat er wirklich eine Familie? Oder sollte er eine haben? 
Die Antwort zeigte mir dann, dass man hier nicht unbedingt die Jahre zählt, sondern eher darauf schaut, was jemand schon erreicht hat, in welche Klasse er geht oder wie lange er schon an einem Platz arbeitet.

Eine weitere lustige Situation ergab sich gestern beim Reis Sortieren: Mum bat mich die Tür zu schließen, weil sie die Kälte roch. Ich fragte sie erstaunt: "You smell it?!" Ihre Antwort: "Yes, but sometimes I also feel it."
Na gut. Mal sehen wann das im Sprachkurs dran kommt. Vielleicht verstehe ich dann, warum sie die Kälte riecht. 

Das erste und wirklich interessante, was ich über die Sprache gelernt habe sind die Begrüßungen. 
Man sagt nie so etwas wie "Hallo", sondern man fragt immer "Wie geht es dir?", "Du hast keine Sorgen, oder?", "Wie bist du aufgewacht", "Wie ist es dir in den letzten Tagen ergangen?" und die Antwort ist immer positiv. Nur wenn jemand gestorben, oder unheilbar krank ist, sagt man etwas anderes. 

Ein paar Beispiele: 
Habari Gani - Welche Neuigkeiten gibt es?                                         Mzuri - Gute
Habari ya Mama - Was gibts Neues von deiner Mutter                       Mzuri - Gutes
Umeamkaje - Wie bist du erwacht?                                                         Salama - Friedlich
Ulishindaje   - Wie ist es dir in den letzten Tagen ergangen              Mzuri sana - Sehr gut
Hujambo? - Du hast keine Sorgen, oder?                                               Sijambo- Keine Sorgen

Die Jugendlichen sagen eher 

Niaje - Wie gehts ?                                                                            Poa - cool
Mambo - Abwandlung von Hujambo                                                Poa/ Fiti/ Safi- cool/fit/ sauber
Sema - Sage mir!                                                                               Poa / Fiti
Sassa! - Jetzt!                                                                                     Fiti
Stories?- Geschichten?                                                                    Wengi - Viele 

Wie man sieht, geht es einem in Kenya immer gut! Manchmal ist es etwas anstrengend zu sagen, dass es einem gut geht, obwohl man sich garnicht so fühlt. Das in Deutschland so häufig verwendete "So lala" gibt es nicht. Und da man in der Regel nicht totsterbenskrank ist, sagt man eben, es ginge einem gut. 
Und meistens fühlt man sich nach einem Spaziergang, bei dem man jedem, den man getroffen hat erzählt hat, es ginge einem sehr gut, geht es einem wirklich besser und kleine Sorgen sind wieder vergessen.

Donnerstag, 13. Oktober 2011

Safari die Erste

Eigentlich wollte ich mich garnicht so schnell dahin begeben, wo es Touristen hinzieht. Aber wenn jemand sagt: "Ich fahre nächste Woche mit meiner Freundin nach Meru und es sind noch zwei Plätze im Auto frei. Will jemand mitfahren?", dann sage ich natürlich nicht Nein. 

Also ging es am Montag (10.10.2011) los. Nach dem Mittagessen in Buruburu starteten wir im gemieteten Geländewagen in Richtung Meru. Kurz vor Ankunft wurde der Reiseführer auf Übernachtungsvorschläge überprüft und das offenbar reizvollste Hotel angesteuert: Das Pig & Whistle (meine Vermutung für den Ursprung des Hotel-Namen war natürlich das Sprichwort: I think my pig whistles = Ich glaub mein Schwein pfeift.)
Die Zimmer waren durchaus bezahlbar, sauber UND es gab (mehr oder weniger zuverlässig) warmes Wasser!  Die beiden Häuser waren schnell bezogen und der Einkauf für den Tag im Nationalpark wurde im "Nakumatt" erledigt. Dieser riesengroße Supermarkt lässt einen vergessen, dass man in Kenia ist. Dort gibt es wirklich alles! Sogar Käse.

Nach einer wirklich ruhigen Nacht, ging es am nächsten Morgen um 6.00 Uhr los.
Schon auf dem Weg zum Nationalpark gab es viele Momente zum Staunen und Fotos machen. Die Landschaft ist einfach ein Traum und es ist so gut zu sehen, dass es hier Berge gibt! Auch wenn Moritz meinte, es seien nur Hügel (einem Österreicher sei das verziehen).
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 Am Gate angekommen, gab es eine kleine Diskussion über die Preise. Da Moritz den Bezahlvorgang auf Kiswahili einleitete, konnte er kurzfristig den Preis für Residents rausschlagen. Allerdings nur für sich. Und auch nur unter Protest einer Dame, die im Kassenhäuschen saß und die sich letztendlich sogar durchsetzte. Nachdem mehrere Telefonate getätigt waren und wir inzwischen fast eine Stunde vor dem Tor standen, stand dann der Beschluss fest, dass wir alle den Touristenpreis zahlen müssen. 
Kein Grund, die Safari weniger zu genießen! 

 Die Tiere waren gnädiger zu uns, als die Leute am Parkeingang und haben sich allesamt von ihrer besten Seite gezeigt. Bis auf Löwen und Leoparden hat sich kein Tier vor uns versteckt gehalten! 




Das war leider der einzige Löwe, den wir entdecken konnten...dafür war der außerordentlich nützlich! Er konnte den Wagen geschickt durch den Park inklusive durch sämtlich Flüsse lenken und hat einen wahnsinnig guten Riecher, was die Verstecke von Tieren anging, die sich nicht auf oder neben der Straße aufhalten. Ohne Moritz hätten wir die Nashörner und die Hippos wahrscheinlich nicht entdeckt,





















Nicht ganz so schön war, dass wir plötzlich ein lautes Pfeifen warnehmen mussten, dass offenbar von einem unserer Reifen kam. Also mussten wir die Regel Nr.1 im Nationalpar (Never leave your car) brechen und den Wagenheber ansetzen. Dummerweise gab es kein Ersatz- sondern nur ein Reserverad. Nathalia meinte: "Das ist wie beim Super Mario spielen. Jetzt haben wir nur noch ein Leben! " Wie passend... 


Als es immer dunkler wurde und wir uns auf den Weg zum Ausgang machten, mussten wir feststellen, dass die Scheinwerfer auch mal wieder eingestellt werden sollten. Die Wasserbüffel, die offenbar nachs am liebsten auf den Wegen liegen, haben wir immer erst gesehen, als wir sie schon beinahe mit der Stoßstange küssten! Nicht gerade ein gutes Gefühl, denn die Tiere sehen nicht so friedlich aus. Die will man nicht ärgern. Schon garnicht, wenn man spät dran ist und Strafe zahlen muss, wenn man den Park nicht pünktlich verlässt.
Am Ende kamen wir auch 20 Minuten zu spät am Gate an. Der Grund dafür war, dass es keine aktuellen Karten gab...und das ließ auch der Mitarbeiter am Ausgang gelten. 
 So konnten wir unsere Reise forsetzen ohne Strafe zu zahlen.

Wieder in Meru angekommen, suchten wir eine Werkstatt auf um den Reifen flicken zu lassen. Der einzige Weg der den Menschen einfiel diesen "tubeless wheel" zu flicken war, einen Schlauch einzubauen. Unglaublich...aber das geht! 
Unsere Batterie gab dann auch noch den Geist auf (wie gut, dass der Vermieter versichert hatte, die sei gerade ausgwechselt worden) und wir waren sehr dankbar, dass der Mann der im Auto nebenan saß zufällig Automechaniker war, uns bis zum nächsten Tag seine Batterie auslieh und am nächsten Morgen vor dem Hotel stand um uns unsere geladene Batterie zurückzubringen und seine wieder abzuholen. 
Inzwischen war es so spät, dass es nirgens mehr Essen von der Karte gab. So kam ich zum ersten mal in den Genuss von "Nyama Choma". Gegrilltes Ziegenfleisch, dass es offenbar in jeder Kneipe gibt und das besonders gerne bestellt wird, wenn man viel trinkt. 


Mittwoch morgen ging es dann (ohne Nathalia, denn sie nahm von Meru aus ein Matatu zurück nach Nairobi), weiter in Richtung Embu mit einem kleinen Abstecher in den Regenwald. Mindestens genauso beeindruckend waren aber die Teefelder die einem von links und rechts der Straße strahlend grün entgegenleuchteten.
In Embu habe auch ich mich dann verabschiedet, um zurück nach Misyani zu fahren...aber das ist eine Geschichte für sich.

Sonntag, 9. Oktober 2011

Sturmfrei!

Unsere Mutter ist ausgeflogen und wir sind mit den Kindern alleine. Was man da alles anstellen kann! Spaß beiseite...egal was wir vorhaben, Mum legt uns da keine Steine in den Weg. Es ist eher so, dass wir nicht so oft am Wochenende da sind und daher nicht so viel Zeit mit den Kindern zur Verfügung haben um größere Aktionen zu starten. Unter der Woche sind die meisten bis 16.00 Uhr und die größeren bis 18.00 Uhr in der Schule. Seit dieser Woche muss unser Ältester (7. Klasse) sogar bis 20.00 Uhr die Schulbank drücken!

Dieses Wochenende nutzten wir die Freizeit um Armbänder und Ketten aus Wolle zu machen. Vorher wurde aber der Boden mit Wolle benetzt: Die Kinder bekamen ihre Köpfe rasiert. Manche mögen das, andere weniger. Ruthi fand jedenfalls, dass wir unsere Haare auch abrasieren sollen, damit wir genauso aussehen wie sie. Das fand ich keine so gute Idee. Darum sind meine Haare dran geblieben.
Der Haare-Gärtner bei der Arbeit.

Tuthi mit weniger Haaren und mehr Schmuck

Mbula hat sich zwar über ihre neue Kette gefreut, zu einem Foto-Lächeln ließ sie sich aber nicht hinreißen.

Mumbua dafür umso mehr :-)


Nach ausgiebigem Flechten, drehen, knüpfen und einer Runde Seilspringen, hat sich die ganze Meute vor den Fernseher begeben. Tabea hat die (beinahe originale) DVD von "The Lion King" gekauft...die auf unserem recht alten DVD-Player leider nicht laufen wollte. Der Versuch den Film auf dem Laptop anzuschauen gelang nicht so ganz. 20 Kinder, die Popcorn kauen (das wir zuvor auf dem Feuer selbst gemacht haben) sind einfach lauter, als Laptop-Lautsprecher. 

Wie gut, dass auch in Kenia die Kirche nicht über Armut klagen muss...einer der Priester-Anwärter verhalf uns zu richtiger Kino-Atmosphäre indem er uns die Boxen ausgeliehen hat, die wohl sonst zum Entertainment der Männer dienen, die neben der Kirche wohnen. Von da an hatten die Kinder richtig viel Spaß mit dem Film! Besonders gut kam das Lied "Hakuna Matata"(Keine Sorge) an, was hier tatsächlich ein Spruch ist, den man täglich hört und das ist auch wichtig! Wenn man sich nämlich über alles Sorgen macht, hat man hier keine Chance auf ein ausgeglichenes Leben. 

Während die Kinder vor dem TV saßen, war es allerhöchste Zeit mit dem Kochen anzufangen! Aber wer sollte das machen? Mum war nicht da, die Kinder waren beschäftigt...also musste ich zum ersten mal alleine den Kochlöffel über dem Feuer schwingen. Zu meiner Beruhigung haben die Kinder gesagt, dass das Gemüse gut schmeckt. Ich hätte nur mehr Öl benutzen sollen, das aber leider leer war und von der Notration in Mums Zimmer wusste ich nichts. Also war mein erster Versuch Sukuma Wiki zu kochen von Erfolg gekrönt.
Im Gegensatz zum Ugali. Über die Menge des Wassers, das wir benutzen mussten wurde heiß diskutiert. Am Ende war es viel zu viel Wasser und wir mussten jede Menge Maismehl hineinkippen, damit es annähernd die übliche Konsistenz annahm. Was solls: Beim nächsten mal nehmen wir eben weniger Wasser. Hakuna Matata!

Donnerstag, 6. Oktober 2011

Run Mzungu Run!

Diesen Kommentar musste sich wohl eine Freiwillige anhören, die 2009-2010 hier war und sich getraut hat joggen zu gehen. Dabei hat sie sich wohl so unwohl gefühlt, dass es das letzte mal war, dass sie laufen gegangen ist in Kenya. 
Mit dieser Vorwarnung, die ich auf meinem Vorbereitungsseminar erhalten habe, bin ich was Sport angeht mit unguten Gefühlen aufgebrochen...denn wer schon einmal längere Zeit ausgesetzt und dann wieder angefangen hat zu laufen weiß, wie frustrierend das ist. 

Vor 2 Wochen hatte ich allerdings das Gefühl einfach laufen zu müssen, habe morgens allen Mut zusammengenommen, die Schuhe geschnürt und bin losgelaufen. 
Zu meiner Verwunderung hörte ich keinen einzigen Kommentar, der herablassend oder belustigt klang. Ganz im Gegenteil: Die Leute grüßten sehr freundlich und als ich zurück kam, haben mich die Lehrer unserer Schule angesprochen und fanden es unheimlich toll, dass ich laufe. 


Ein paar Tage nach meinem ersten Lauf hatten wir Besuch von einem Mitarbeiter von CIVS. Er brachte eine Zeitung mit und ich konnte endlich nachlesen, welche Zeit der Kenianer Patrick Makau beim Berlin Marathon gelaufen ist. Dass er Erster geworden ist habe ich den Fernsehnachrichten entnehmen können. Mehr aber nicht. 
Zu lesen, dass er einen neuen Rekord aufgestellt hat und auch noch aus der Gegend kommt, in der ich gerade lebe (Kangundo) hat mich gefreut. Vielleicht hat es mit ihm zu tun, dass Laufen hier recht angesehen ist.


Inzwischen war ich schon ein par mal laufen. Wahrscheinlich hat es sich längst herumgesprochen, dass seit neustem eine Weiße morgens durch die Gegend joggt. Allerdings begegnen mir immer wieder viele fröhliche Gesichter und manchmal begleiten mich auch Kinder auf einem Teil der Strecke, was der beste Ansporn ist nicht stehen zu bleiben. 


Ich ärgere mich zwar etwas, dass ich meine guten Laufschuhe zu hause gelassen und die ältesten mitgenommen habe, die ich hatte, aber viel mehr freue ich mich, dass ich was tun kann und meine Ausdauer sich nicht vollständig in Reis, Ugali und Githeri auflösen wird!