Donnerstag, 27. Oktober 2011

Not macht erfinderisch

Nun, ich will ganz und garnicht sagen, dass wir hier Not leiden! Dennoch vermisst man nach 8 Wochen fern der Heimat doch so dies und das. 
Wer mich kennt weiß, dass ich Milch und alles was daraus gemacht wird liebe. Sei es der Quark zum Frühstück, die Milch im Müsli, der Joghurt nach dem Essen oder das Käsebrot mit einem Glas trockenen Rotwein. 
Milch haben wir hier! Wenn auch in begrenzten Mengen. Joghurt kann man im Supermarkt auch kaufen, aber wir haben keinen Kühlschrank - also fällt das aus. Und Quark kennt man ja sowieso außerhalb von Deutschland nur in Österreich und der Schweiz (glaube ich zumindest). 
Den säuerlichen Geschmack von Joghurt ersetze ich manchmal durch "Mala", oder "Maziwa lala", was manche aus der Generation meiner Eltern noch als "Dickmilch" kennen. Es ist ganz einfach sauer gewordene Milch. 

Aber was ich aus dieser sauergewordenen Milch auch gerne mache ist Quark! 

Mala

Die Dickmilch wurde in einem Topf auf dem Feuer erwärmt, bis sich die sogenannte "Käsematte" von der Molke getrennt hat

Dann werden Molke und Käsematte durch eine Stoffwindel, die in einem Sieb liegt voneinander  getrennt.


Nachdem man die Windel zu einem Bündel zusammengenommen und die Molke herausgedrückt hat, bleibt frischer, vollfetter Quark übrig

 


Auf ähnliche Weise haben wir auch schon Frischkäse gemacht: Statt Dickmilch haben wir frische Milch benutzt und damit sie ausflockt, haben wir Zitronensaft hinzugefügt. Mit etwas Salz schmeckt das ganze dann großartig zum Sukuma Wiki! 

Die Milch-Gelüste wissen wir also schonmal zu stillen. Aber was jeder Deutsche im Ausland am meisten vermisst, ist natürlich Brot. Kein Problem! Kaufen wir einfach Roggenmehl, machen einen Sauerteig und backen ein Brot. Ach nein. Mist. Wir haben garkeinen Backofen. 
Und Roggenmehl habe ich hier auch noch keins gesehen. Aber selbst wenn es welches gäbe-ohne Backofen kann man kein Brot backen. Oder doch? Na klar! 

Ruhe in Frieden, lieber Hefeteig und werde schön groß und locker!
Das sieht doch schonmal garnicht schlecht aus!


Das ist unser Backofen. Ein großer Topf (zu dem es einen passenden Deckel gibt - das ist hier nicht selbstverständlich), der mit Reisnägeln ausgelegt ist, damit die Backform später nicht den Boden berührt. So ist überall rund um die Backform heiße Luft, wodurch das Brot gleichmäßig durchgebacken wird.
So sieht es dann aus, wenn das Brot "im Ofen" ist. Danach kommt dann der Deckel drauf...


...und das Ganze wird auf die Feuerstelle gestellt.



Und nach etwas mehr als einer Stunde, konnten wir dieses tatsächlich durchgebackene und wohlschmeckende Brot anschneiden (und natürlich sofort verkosten...auch wenn das angeblich Bauchweh macht)

Für den ersten Versuch haben wir erstmal eine Mischung aus Weizenvollkornmehl, Weizenkleie, Weizenkeimen und Weizenvollkornschrot benutzt, die man hier in einer Packung als "Brown Bread Flour" kaufen kann. Aber in einem Eimerchen mit Deckel blubbert gerade schon ein Sauerteig vor sich hin, der wohl morgen in unserem Topf-Ofen zubereitet werden wird. Ich bin gespannt wie Sauerteigbrot aus einer Mischung von Roggen, Finger-Hirse, Vollkornweizen und Amaranth schmeckt und ob es gelingt. Bisher haben alle Produktionsversuche von Käse, Quark und Brot funktioniert! Am Ende eröffnen wir hier noch eine Bäckerei :-) 
Auf jeden Fall bekommen unsere Kinder demnächst mal einen Kuchen. Aber: Pole pole! (=langsam, langsam) Eins nach dem anderen...morgen früh gibt es jedenfalls frisch gebackenes Brot und vielleicht ein bischen Quark mit Marmelade dazu. 

3 Kommentare:

  1. Das Sauerteigbrot ist fertig. Es ist perfekt aufgegangen und es schmeckt sogar richtig gut! Mum findet es "genauso gut", wie das mit Hefe. Aber Tabea und ich sind uns einig: Das Sauerteigbrot übrtrifft einfach alles, was wir hier bisher gegessen haben!

    AntwortenLöschen
  2. Klingt superspannend.
    Und das Problem mit dem Brot kennt wohl wirklich jeder Deutsche und selbst in nahen Ausland (Schottland) musste ich damals danach suchen, aber hab es dann bei Lidl gefunden ;)
    Wie fanden die Kinder das Brot?

    AntwortenLöschen
  3. Schön von dir zu lesen! Die Kinder haben natürlich ein süßes Hefebrot gebacken bekommen und fand es super. Das Sauerteigbrot fanden diejenigen, die ein Stückchen abbekommen haben auch gut. Aber die mögen auch einfach alles, was wir machen...weniger wegen dem Essen selbst, nehmen wir an.
    Der House-Mum stellen wir immer zusätzlich Vollkorntoast oder Toast auf den Frühstückstisch...es hat sich heruasgestellt, dass sie das doch lieber ist als unser gutes Sauerteigbrot.

    Einen Lidl findet man hier unten nicht. Und auch in dem Supermarkt, in dem man noch die meisten internationalen Produkte bekommt, gibt es nur eine kleine Auswahl an Broten, die wie Brot aussehen...aber beim Anfassen merkt man schon: Mehr Schein als Sein!

    Wir backen heute inzwischen unser 3. Sauerteigbrot. Das einzige was wir vermissen, ist Roggenmehl. Das Mehl das man hier bekommt ist eben entweder weiß, oder es ist mehr Backmischung als einfach nur Mehl.
    Trotzdem ist das schon sehr sehr nah am Bäckereibrot aus Deutschland dran und ich freue mich immernoch jeden Morgen aufs Frühstück :-)

    AntwortenLöschen