Sonntag, 16. Oktober 2011

Die liebe Sprache

Immer wieder fallen mir hier Eigenschaften der Sprache auf, über die ich schmunzeln muss, oder die mich beeindrucken. 
Vor kurzem habe ich Mum gefragt, wie alt der Pikipiki-Fahrer aus Misyani ist, der öfter mal vorbeischaut. Ihre Antwort war interessant: "Er ist so alt, dass er schon eine Familie haben müsste. 2-3 Kinder, die ungefähr die 4. Klasse besuchen." Zuerst habe ich es garnicht richtig verstanden. Ich dachte, sie spräche von Tatsachen. Also wartete ich ihre Ausführungen zur Familie ab um anschließend zu fragen, ob sie wisse, wie alt er tatsächlich ist. Da sie keine Zahl nannte, fragte ich nochmal nach: Hat er wirklich eine Familie? Oder sollte er eine haben? 
Die Antwort zeigte mir dann, dass man hier nicht unbedingt die Jahre zählt, sondern eher darauf schaut, was jemand schon erreicht hat, in welche Klasse er geht oder wie lange er schon an einem Platz arbeitet.

Eine weitere lustige Situation ergab sich gestern beim Reis Sortieren: Mum bat mich die Tür zu schließen, weil sie die Kälte roch. Ich fragte sie erstaunt: "You smell it?!" Ihre Antwort: "Yes, but sometimes I also feel it."
Na gut. Mal sehen wann das im Sprachkurs dran kommt. Vielleicht verstehe ich dann, warum sie die Kälte riecht. 

Das erste und wirklich interessante, was ich über die Sprache gelernt habe sind die Begrüßungen. 
Man sagt nie so etwas wie "Hallo", sondern man fragt immer "Wie geht es dir?", "Du hast keine Sorgen, oder?", "Wie bist du aufgewacht", "Wie ist es dir in den letzten Tagen ergangen?" und die Antwort ist immer positiv. Nur wenn jemand gestorben, oder unheilbar krank ist, sagt man etwas anderes. 

Ein paar Beispiele: 
Habari Gani - Welche Neuigkeiten gibt es?                                         Mzuri - Gute
Habari ya Mama - Was gibts Neues von deiner Mutter                       Mzuri - Gutes
Umeamkaje - Wie bist du erwacht?                                                         Salama - Friedlich
Ulishindaje   - Wie ist es dir in den letzten Tagen ergangen              Mzuri sana - Sehr gut
Hujambo? - Du hast keine Sorgen, oder?                                               Sijambo- Keine Sorgen

Die Jugendlichen sagen eher 

Niaje - Wie gehts ?                                                                            Poa - cool
Mambo - Abwandlung von Hujambo                                                Poa/ Fiti/ Safi- cool/fit/ sauber
Sema - Sage mir!                                                                               Poa / Fiti
Sassa! - Jetzt!                                                                                     Fiti
Stories?- Geschichten?                                                                    Wengi - Viele 

Wie man sieht, geht es einem in Kenya immer gut! Manchmal ist es etwas anstrengend zu sagen, dass es einem gut geht, obwohl man sich garnicht so fühlt. Das in Deutschland so häufig verwendete "So lala" gibt es nicht. Und da man in der Regel nicht totsterbenskrank ist, sagt man eben, es ginge einem gut. 
Und meistens fühlt man sich nach einem Spaziergang, bei dem man jedem, den man getroffen hat erzählt hat, es ginge einem sehr gut, geht es einem wirklich besser und kleine Sorgen sind wieder vergessen.

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