Donnerstag, 5. Juli 2012

Neuigkeiten aus Misyani

In Misyani hat sich viel getan. 
Seit Jonas in Misyani ist, haben wir morgens noch mehr Zeit um die Kinder zu waschen und anzuziehen. Die Gelegenheit nutzen wir, um die Kinder noch mehr selbst machen zu lassen. So schaffen sie es inzwischen alle, sich größtenteils selbst zu entkleiden und beim Anziehen helfen sie fleißig mit. Das Körperwaschen kann man ihnen noch nicht selbst überlassen, aber sie helfen mit. 
Potty-time: Alle drei sind inzwischen windelfrei und gehen immer aufs Töpfchen! Das letzte mal, dass einer mit voller Hose nach hause gebracht wurde, ist schon lange her.  Nur einer schafft es noch nicht seine Ausgänge zu kontrollieren, wenn er schläft. Aber das ist ja nur noch ein ganz kleines Problemchen, das er bestimmt auch noch in den Griff bekommt 

Kivuva sagt meistens, dass er alles schon alleine kann. Das stimmt nicht ganz, aber er gibt immer sein Bestes!

Essen können sie inzwischen alle drei alleine und meistens können wir auch die anderen Kinder davon überzeugen, sie nicht zu füttern. Manchmal siegt allerdings die Faulheit der kleinen, oder die Gutmütigkeit der anderen Kinder und dann wird doch gefüttert. 
Jonas hat mit unserem neuen Groundman zusammen ein Gehbarren gebaut in dem Felix jetzt fleißig gehen übt (Video folgt) und in den Rollstuhl kann Felix inzwischen auch alleine. Nur heraus kommt er noch nicht ohne Hilfe. Will er auch meistens nicht, denn er ist wirklich ein Faulpelz und wenn er im Rollstuhl sitzt, kommandiert er herum und sagt wo er hin will. Da alle unsere Kinder sehr hilfsbereit sind, bekommt er auch meistens was er will. Meine Strategie ist allerdings, ihn aus dem Rollstuhl herauszunehmen und ihm zu sagen, dass er gehen soll wohin er will. Manchmal tut er das dann, manchmal entscheidet er sich aber auch stattdessen einfach dort sitzen zu bleiben wo er grade ist. Faulheit siegt. 
Muli und Felix, unser Faulpelz.

Kivuva, unser Kleinster, hat inzwischen ein Gestell zum Laufen. Das hat ein Mann aus Kikambuani aus Metallstangen zusammengeschweißt. Er benutzt es leider nur um damit zur Schule zu gehen und traut sich das nichtmal alleine. So richtig verstehen wir das nicht, denn zuvor hat er immer das Gestell von Mutua benutzt um im Haus und drum herum zu laufen. Stundenland und ganz alleine. Ich hoffe, dass er sein eigenes Gestell bald genauso liebt, wie das von dem anderen Jungen. 

Die Medizin, die wir gespendet bekommen haben, kam nun auch schon mehrfach zum Einsatz. Wenn jemand krank ist gehen wir mit dem Kind zu den Nonnen nebenan, die ein Krankenhaus betreiben. Das Kind wird dann untersucht und Sister Agnes sagt uns, welche Medizin wir ihm geben sollen. Für die Untersuchung verlangt sie meistens nichtmal Geld, sodass es viel leichter fällt mit einem Kind zu ihr zu gehen. Vorher wurde immer erstmal viele Tage gewartet, bevor man zu ihr geht, weil es meistens ungefähr 3-4 € gekostet hat die Krankheit zu behandeln, die einfach nicht da waren. Natürlich gerät man da als Freiwilliger leicht in Versuchung zu sagen, dass man das selbst zahlt um dem Kind zu helfen. Jedoch ist das immer nur kurzfristig hilfreich, denn auf lange Sicht schafft es eine Abhängigkeit. Solange die Freiwilligen nämlich zahlen, kümmert sich niemand mehr darum, das Geld selbst zu beschaffen. Natürlich ist es mit der Medizin nicht anders: Solange die Kiste noch etwas hergibt, wird sich niemand darum kümmern neue Medikamente heranzuschaffen. Leider ist das mit vielen Dingen in Kenia so. Man ist eben zufrieden mit dem, was man hat und solange das Nötigste da ist, kümmert man sich nicht darum mehr zu bekommen oder für die kommenden Tage vorzusorgen. 

Ich persönlich fühle mich zurzeit ziemlich in wohl in Misyani und die Zeit rennt nur so davon. Mit Jonas als Projektpartner habe ich wirklich großes Glück gehabt. Die Zusammenarbeit funktioniert wunderbar und auch menschlich passt es ganz wunderbar. Wir haben sehr gute Diskussionen und Gespräche, bei Spaziergängen und den Mahlzeite, tauschen hilfreiche Erfahrungen aus und gehen uns oft genug auch aus dem Weg um einander Freiräume zu schaffen. Auch ist Jonas ein sehr fleißiger Mann, mit (noch) viel Arbeitsmotivation, was dazu führt, dass für mich garnicht mehr so viel zu tun bleibt. Er ermutigt mich auch oft , den letzten Monat noch zu nutzen um viel von Kenia zu sehen und meine liebgewonnenen Freunde zu treffen so oft es geht. Dafür bin ich ihm sehr dankbar und nehme die Aufforderung sehr gerne an!




Samstag, 30. Juni 2012

Ich will noch nicht gehn!

Wie immer im Leben muss man gehen, wenn es am Schönsten ist. Oder wird es immer am Schönsten, wenn man fast gehen muss? Ich bin mir nicht sicher, was passiert ist, aber seit einigen Wochen bin ich voller Wehmut und genieße jede Sekunde in Kenia. Es gibt nichts mehr was mich stört und ohne auf meine Liste zu schauen, auf der ich Dinge die mich in diesem Land nerven niedergeschrieben habe, fällt mir auch nichts ein was mich daran hindern könnte zurückzukommen. Ist das das altbekannte "Afrika-Fieber", das manche schon in den ersten Tagen ergriffen hat? Kann es sein, dass ich 8 Monate resistent war und nun akut ergriffen wurde? Ich weiß es nicht. 

In den letzten Wochen habe ich nochmal viel erlebt, einige Kenianer kennengelernt und immer wieder neues gelernt und erfahren. 
Eine wundervolle Erfahrung habe ich gemacht, als ich an den Ort meines November-Workcamps zurückgekehrt bin. Am gleichen Ort hat ein neues Workcamp stattgefunden-viel kleiner als unseres und mit nur 3 "Wiederholungstätern", also Freiwilligen die auch damals dort waren. Als wir dort ankamen, war es ein wenig wie nach hause kommen. Ken, der Familienvater der Gastfamilie begrüßt mich gleich mit "Andrea! Umerudi! Karibu sana. Habari yako?" (Andrea, du bist zurückgekehrt! Herzlich willkommen. Was gibt es neues von dir?). Auch seine Frau und eine der beiden Großmütter,sowie der Schulleiter der benachbarten Schule erinnerten sich an mich. Es war ein schönes Gefühl so begrüßt zu werden. Die Tage in Bogambero gingen viel zu schnell vorbei. Wieder traf ich neu-angekommene Europäer, die mir zeigten wie sehr ich mich an vieles gewöhnt habe und wieder traf ich junge, weltoffene Kenianer, mit den man diskutieren und Späße machen kann,wenn man bereit ist sich auf sie einzulassen und ihre Umgangsart akzeptiert. Das fällt vielen von uns Europäern schwer, denn der Ton ist oft rau. Kiswahili kennt in Kenia keine Höflichkeitsfloskeln wie "bitte, danke, könntest du vielleicht" stattdessen hört man oft "gib mir, bring mir, nimm, du wäschst ab". Man kann daraufhin beleidigt sein und nicht mehr mit den Kenianern sprechen (was manchmal tatsächlich geschieht!), oder man versucht es zu verstehen (was ganz einfach ist, wenn man Kiswahili lernt und sieht, wie die Sprache gebildet wird und welche Ausdrücke täglich gebraucht werden) und freundet sich damit an. Dann merkt man auch, dass die kenianischen Jugendlichen auch nur Menschen sind und zwar keine schlechten, oder bösen. 
Im Gegenzug wird es sehr geschätzt, wenn man damit umgehen kann, selbst ein wenig Kiswahili kann und sich nicht dauernd über Essen, Umstände und Verhalten beschwert. Das reicht schon aus um gesagt zu bekommen: Jetzt bist du eine von uns. Ein Glück, dass mir alles (mehr oder weniger) schmeckt was hier serviert wird - so fällt es leichter sich über nichts zu beschweren :-) 
Wenn man dan "einer von ihnen" ist, bekommt man auch viele Eindrücke von der anderen Seite mit. Zum Beispiel fällt den Jungs immer auf, dass Franzosen kein Englisch sprechen, Deutsche sich immer beschweren, Japaner dafür nie. Japaner essen immer nur ganz wenig, Europäer ganz viel (und oft mit Widerwillen). Die Auswertung sämtlicher weiblicher Freiwilliger durch Kenianische männliche Freiwillige war ebenfalls sehr interessant, aber ich lasse sie hier aus verschiedenen Gründen mal besser aus. 
Dafür gibts wieder ein paar Fotos, die die Freuden meiner vergangenen Wochen dokumentieren



Gelungene Überraschung zum Geburtstag: Ein Kuchen mit Zuckerguss und "Happy Birthday" Aufschrift, jede Menge Mandazi und 24 Kerzen. Die Kleinen haben sich fast so sehr gefreut wie ich.

Workcamp in Bugabero heißt Bäume pflanzen und Backsteine machen. Wofür ist nicht immer ganz klar, aber darum geht es auch eigentlich nicht. Spaß ist das Wichtigste und der ist garantiert, wenn man bereit ist den europäischen Ernst für ein paar Tage abzulegen.

Waschen und Duschen an dieser Quelle ist eine der wundervollen Beschäftigungen, mit denen man sich in Bugambero die Zeit vertreibt. Alternativ wäscht man sich und seine Kleidung im Fluss, aber der war zu der Zeit meines Besuches sehr schmutzig, weil weiter oben im Flussverlauf Sand abgebaut wurde. Hier ist das Wasser glasklar. Der einzige Ort an dem es Spaß macht Pullover und Jeans zu waschen, weil man nicht so sehr wahrnimmt wie viel Wasser man dafür benutzt (für gewöhnlich braucht man dazu mehrere Eimer)


Die kümmerlichen Überreste des November-Workcamps. Angeblich wurden einige der Steine verwendet um irgendwo eine Toilette zu bauen. Daran hatte ich begründete Zweifel, aber es war mir auch egal, denn auf jeden Fall war das Workcamp für mich "nachhaltig", auch wenn es keine greifbaren Dinge sind, die wir im November erreicht haben. Für mich persönlich war jeder Tag, den ich in dieser Gegend verbracht habe wertvoll.

Montag, 4. Juni 2012

Jede Menge Medizin

Im März war ein ehemaliger Freiwilliger zu Besuch, der eine große Kiste mit Medikamenten und Verbandszeug mitgebracht hat. Viele der Medikamente sind speziell für Kinder, also in niedriger Dosierung, was mich sehr gefreut hat, denn manche unserer Kinder wurden in den vergangenen Monaten mit viel zu starken Schmerz- und Fiebermedikamenten versorgt. Leider habe ich es nicht geschafft dies aufzuhalten, denn natürlich kennen sich Kenianer mit kenianischen Krankheiten besser aus. So wurde zum Beispiel ein Mädchen erst nach 2 Tagen mit hohem Fieber ins Krankenhaus gebracht, wo dann festgestellt wurde, dass sie Malaria hat. 
Wir Europäer mögen sehr übertreiben, wenn es um Arztbesuche geht, dennoch finde ich, dass bei aller Gelassenheit nicht die Gesundheit eines Kindes aufs Spiel gesetzt werden darf! 

Die Kiste aus Deutschland enthielt jede Menge Zäpfchen, deren Gebrauch etwas schwierig zu erklären war, da Mum sich einfach  nicht vorstellen kann, dass man ein Medikament rektal appliziert. Ich hoffe, die laufen nicht einfach ab.
Es waren auch einige Antibiotika dabei, die garantiert ohne mit der Wimper zu zucken benutzt werden würden, wenn man verraten hätte wogegen sie helfen (können). 
Da ich absolut gegen die Verwendung von Breitbandantibiotika ohne den Nachweis von Bakterien als Krankheitsauslöser bin, habe ich diese aufgelistet und Mum erklärt, dass sie die Liste immer mitnehmen sollen, wenn sie zum Arzt gehen, damit dieser ggf. die vorhandenen Medikamente verschreiben kann, anstatt Ihnen neue Medikamente zu geben, die sie dann zahlen müssten. 

Alle anderen Medikamente habe ich nummeriert und nach Krankheiten sortiert aufgeschrieben, sowie die wichtigen Bestandteile der Packungsbeilage auf Englisch übersetzt. Das hat zwar eine ganze Weile gedauert, war aber hoffentlich die Arbeit wert. 


 

Mittwoch, 30. Mai 2012

Jetzt geht es los

Eigentlich geht es schon langsam zu Ende, aber ich habe das Gefühl, dass ich jetzt erst anfange Kenia zu genießen. Die vielen Dinge, die ich hier mag, rücken immer weiter in den Vordergrund, das Nervige und manchmal Unterträgliche in den Hintergrund. Sicherlich liegt es daran, dass nun ein Ende in Sicht ist. 61 Tage noch, dann bin ich wieder in Deutschland. Dann muss ich wieder klarkommen mit Pünktlichkeit, Ordnung, System und Logik. Das alles scheint es hier nicht zu geben und manchmal ist das ganz angenehm. Ehrlich gesagt aber nur manchmal. Ich hätte zwar nicht gedacht, dass mir das alles so viel bedeutet, aber wenn es nicht da ist, merkt man wie nervig es sein kann, wenn fast alles dem Zufall überlassen bleibt.

Die schönen Dinge werde ich sicherlich hin und wieder vermissen! Allerdings ist die Liste mit Dingen, die ich an Deutschland mag länger als die für Kenia. Das ist denke ich eine große Erkenntnis, denn ich habe immer gedacht, ich müsse weg aus Deutschland. Hauptsache raus. Woanders leben und arbeiten. Jetzt, wo ich hier bin, merke ich aber wie sehr mein Herz an meinem Heimaland hängt. Ich merke, wie leicht es uns in Deutschland gemacht wird, ein gutes Leben zu führen. Man hat so viele Möglichkeiten, bekommt so viel finanzielle Unterstützung vom Staat, man hat unglaublich gute Absicherungen (auch wenn sich immernoch alle darüber beschweren, dass es diese nicht gibt, oder sie nicht ausreicht), alles Dinge, die uns nicht bewusst sein, weil wir sie haben. Dinge, mit denen wir nicht zufrieden sind. Dinge, von denen die Menschen hier träumen. 

Junge Menschen setzen oft alles, was sie sich erarbeitet haben ein, um eine Aus- oder Weiterbildung zu machen und fallen dann so oft auf die Nase, weil sie keinen Job bekommen. Dann fangen sie von vorne an, arbeiten wieder als Kellner, Karrenzieher, Schuhputzer oder auf dem Bauernhof der Eltern, bis sie genug Geld haben um wieder in eine Ausbildung zu investieren. Um dann eventuell denselben Tiefschlag wiederzuerleben. Natürlich sind nicht alle Jugendlichen so. Viele beenden die Schule garnicht erst, leben von der Hand in den Mund und geben alles, was sie nicht zum Leben brauchen, für Alkohol aus. Oder sie stehen nach dem ersten Fall nicht wieder auf. 

Diese Einstellung und dieser Mut stets weiterzumachen hat mich auch ermutigt nach Rückker nochmal ein Studium anzugehen. Ich hoffe es klappt.
Aber nun bin ich erstmal noch hier und genieße meine letzten beiden Monate. Ich werde sicherlich noch ein wenig reisen, um möglichst viel von Kenia zu sehen. Aber ich hoffe auch, dass ich mit Jonas noch ein paar gute Dinge in Misyani erreichen kann. Warten wir ab, was die letzten 61 Tage noch mit sich bringen. Ein paar Eindrücke, die mir immer wieder zeigen wieviel Schönheit dieses Land bereithält und andere Dinge, die mich zum Schmunzeln bringen, zeigen diese Bilder:

Aussicht bei einem Nachmittagsspaziergang

Diese "Tankstelle" (man beachte den Schlauch, der aus dem rechten Fenster hängt und die Inschrift über Tür und Fenster) liegt auf dem Weg nach Tala und wird nicht selten von den Matatus benutzt, die Dienstags und Freitags zwischen Tala und Misyani hin- und herfahren.

Zum ersten mal bin ich mit Muli zur Mühle gegangen um aus dem Mais Mehl machen zu lassen, dass dann zum Abendessen als Ugali auf dem Tisch steht. Es gibt also auch nach 9 Monaten immernoch Neues zu sehen!
Auch verspätete Osterpost von der besten Mama der ganzen Welt trägt dazu bei, mir die letzten Monate in Kenia zu versüßen :-) (Dem Hasen haben die Ratten ein Ohr abgeknabbert...da habe ich ihn ganz schnell in Sicherheit gebracht! In meinem Bauch.)

Auf einem Wochenendausflug (am vergangenen Wochenende) zum Lake Magadi. Einem Sodasee im Südwesten von Nairobi. Der See ist so salzig, dass das Salz abgebaut wird. Dazu hat eine Company eine Fabrik und dazu eine Stadt für die Angestellten mitten ins Nichts gebaut. Dank dieser Fabrik gibt es aber auch überhaupt eine Straße von Nairobi hierher. Ohne Abzweige. Nairobi-Magadi-Direkt. Rechts und links der Straße liegt Massai-Land. Keine Straßen, keine Häuser- nur jede Menge Ziegen, Hütten wie ich sie auch schon aus Nordkenia kannte und hin und wieder ein überwiegend rot gekleideter Mensch.


Mit ca. 50° C Temperatur sprudelt hier das Wasser aus der Erde. Mir war das zu heiß um darin zu baden.


Die Belohnung für eine kurze, aber anstrengende Wanderung in den Nguruman Bergen.

Unsere hilfsbereiten Guides hatte ihren Spaß den Wazungus durch den Fluss zu helfen. Da lobe ich mir das Barfußlaufen! Ich hatte keine großen Schwierigkeiten beim Flussdurchqueren. Den Bürostuhlakrobaten aus dem reichen Westen Nairobis ging es da anders. Einer der beiden Guides verlor bei einer Mzungu-Rettungsaktion eine Sandale und lief den ganzen Weg in nur einem Schuh.  
 

Freitag, 25. Mai 2012

Die Zeit rennt

Seit wir hier zu zweit sind, vergeht die Zeit doppelt so schnell, als ob wir sie uns teilen müssten. 

Am ersten Wochenende haben Jonas und ich Jonglierbälle aus Reis und Luftballons gebastelt, die für 25 Kinder ausreichen. Wir haben angefangen am Nachmittag eine Jonglier-AG anzubieten, die so viel Zuspruch fand, dass wir uns ein System überlegen mussten um nicht mehr als 25 Kinder am Tag dabei zu haben. Wir entschieden uns dazu, immer 25 Kinder für 3 Tage zu nehmen und mit ihnen zu üben. Das funktioniert mittelmäßig, denn die meisten benutzen die Bälle einfach, um sie hin- und herzuwerfen. Das fanden wir ok, denn diejenigen die Interesse am Jonglieren hatten, jonglierten auch. Und sie schafften es auch irgendwie immer wieder, sich Bälle zu "besorgen" obwohl sie nicht mehr dran waren.
Am meisten erstaunt hat uns aber, dass wir jeden Tag alle Bälle zurückbekamen. 
Nur 2 mal mussten wir Säumige bestrafen, indem sie am nächsten Tag keine Bälle mehr bekamen. 
Inzwischen sind zwar einige der Bälle kaputt gegangen, aber bisher konnten wir sie mit Luftballons und Klebeband soweit reparieren, dass es noch immer 75 Bälle sind. 


Neben dem Bällebasteln war aber auch noch Zeit um andere Dinge mit den Kindern zu machen. Wir malten an der Tafel (eigentlich war ich mit Felix am Malen, denn er sollte etwas davon abgelenkt werden, dass er auf seinen Beinen steht-sonst sitzt er immer im Rollstuhl oder auf dem Boden, aber dann kamen natürlich auch andere dazu und die Tafel war ganz schnell ganz bunt), spielten Theater, bzw. drehten einen Film und schauten uns das Ergbenis auf dem Fernseher an. 
Die Zeit verging schnell, wie immer in letzter Zeit. 




Die Kamerafrau befindet sich in der Bildmitte. Regie wurde durch eine der Darstellerin geführt.

Wie friedlich er sein kann! Aber nur, wenn er schläft...

Endstation, alle aussteigen!

Eine Fahrt nach Nairobi ist eigentlich nichts besonderes mehr. An die Hühner unter den Sitzen, das Gepäck auf dem Dach und die vil zu vielen Passagiere in den kleinen Nissan-Bussen habe ich mich längst gewöhnt. Jedoch ist in diesem Land niemals "alles wie immer". Es gibt immer wieder Überraschungen. 
Wir fuhren wie gewohnt in Tala los, hielten jedoch nach ca. 30 Minuten in einem Dorf an, wo dann lautstark diskutiert wurde. Unser Fahrer und der Conductor tauschten eifrig Meinungen mit dem Personal der anderen Busse, die ebenfalls hier hielten. Nach einiger Zeit drehten wir um und fuhren wieder einige Kilometer zurück, wo wir dann in einen Weg einbogen und uns ganz offensichtlich abseits der Straße versteckten. Uns wollte niemand erklären, was los ist. So warteten wir ab. 
Nach 10 Minuten fuhren wir wieder los. Wieder nur bis in dieses Dorf, in dem sich immernoch die Busse stauten. Dann dasselbe nochmal: Diskussionen, diesmal lauter, dann fuhren wir wieder in dieses Versteck. Dort wurde weiter diskutiert. Auf die Frage, was das Problem sei, bekamen wir nur erneut gesagt, dass wir warten sollen. Na toll. Was soll das? Uns ist doch sowieso längst klar, dass irgendetwas mit dem Bus oder dem Fahrer, oder beidem nicht in Ordnung ist. 
Nach weiteren 10 Minuten wurde uns gesagt, dass der Bus nicht weiterfährt, sondern zurück nach Tala. Super. Da wollen wir aber nicht hin! 
Wir verlangen unser Geld zurück und bekommen 100 Shilling. Also 50 für jeden. Uns wurde versichert, dass das reiche um mit einem anderen Bus nach Nairobi zu fahren. HAHA! Niemals. Die gesamte Strecke kostet 150 und wir waren noch nicht weit gekommen. Es hielten auch keine Busse an, also liefen wir bis in dieses Dorf. Dort hielten Busse, jedoch fuhren alle wieder zurück nach Tala. Endlich wurde uns erklärt, dass es auf der Strecke eine besonders strenge Polizeikontrolle gibt und niemand möchte durchfahren. Ein Pikipikifahrer bot uns an, uns für 300 Shilling nach Nairobi zu fahren. Wir handelten ihn auf 100 Shilling runter, denn der Preis wurde uns ja im anderen Matatu genannt. Da wir noch mindestens 1 Stunde Fahrt von Nairobi entfernt waren, konnte ich mir auch nicht vorstellen, dass der Junge Mann uns tatsächlich bis dorthin fahren wollte. 
Tat er auch nicht. Er fuhr mit uns bis wir durch die Polizeikontrolle hindurch und außerhalb deren Sichtbereich waren. Das war niemals ein 100-Shilling-Ritt! Nundenn. Der Preis war vereinbart und wir waren unser Geld los. 
Zum Glück stand hier ein großes Matatu bereit, dass offenbar von Nairobi bis hierher gefahren war und nun auch umdrehte, wegen der Polizeisperre, die niemand passieren wollte. Die großen Busse kosten normalerweise 100 Shilling von Tala bis Nairobi. Auf Grund der Umstände verlangte der Conductor denselben Preis, für nur 2/3 der Strecke. Was solls. Wir wollten ja ankommen. 
Wir konnten beide Platznehmen und fuhren endlich weiter richtung Stadt. Ich war schon ein wenig angesäuert, weil wir über eine Stunde Zeit verplempert hatten und ich zum Kiswahili-Kurs verabredet war. Als mich dann der Conductor aufforderte auf einen Platz nach weiter hinten zu gehen, obwohl ich mit meinem großen Rucksack sehr unbeweglich war und die großen Matatus noch engere Gänge haben als die kleineren, ist mir beinahe der Kragen geplatzt. Der Grund für den Platzwechsel war nämlich, dass er selbst dort sitzen wollte, wo ich vorher saß. Herzlichen Dank und Willkommen in Kenia! Zum Abschluss dieser wunderbaren Reise fuhr der Bus an der Haltestelle, wo wir raus wollten, einfach vorbei. Was genau ist an "Please stop at the next bus station" so schwer zu verstehen? Ich hatte dazu gesagt, dass gegenüber eine Tankstelle ist. Darum hat der nette Conductor nicht an der nächsten Bus-Station, sondern an der nächsten Tankstelle, 2 Stationen weiter gestoppt, obwohl ich immer wieder "Stop here!" sagte. Er ignorierte das ganz gekonnt.

Solche Tage haben in den letzten 9 Monaten oft meine Stimmung getrübt, denn ich wusste, dass es kein Einzelfall war. Immer wieder erlebt man, dass einem keine Informationen gegeben werden während alle Kenianer um einen herum bescheid wissen. Immer wieder muss man warten. Geduld haben. Verständnis zeigen und sich selbst für unwissend verkaufen lassen. Es wird einem einfach nicht geglaubt, dass man weiß wo es lang geht, was die Preise für verschiedene Strecken sind und dass man wirklich Githeri zum Mittagessen hatte ("It`s impossible that Wazungus eat Githeri"). 
Da sich mein Aufenthalt aber nun dem Ende neigt, sehe ich es viel gelassener. Entweder, weil es nicht mehr lange ist, oder weil ich inzwischen Übung habe. Was von beiden zutrifft wird sich spätestens zeigen wenn ich das nächste mal an einem Deutschen Bahnsteig stehe und höre "Sehr geehrte Reisende an Gleis 4, der ICE nach Frankfurt am Main Hauptbahnhof trifft vorraussichtlich 30 Minuten später ein. Wir bitten um ihr Verständnis."

Freitag, 11. Mai 2012

Jonas ist da

Am 1.5. war es soweit: Jonas kam an. 
Ich nutzte die Urlaubszeit um meiner "Lieblingsbeschäftigung" nachzugehen: Ich war krank und lag fast den ganzen Tag im Hostel. Das war auch mal schön, denn so konnte ich ganze Bücher durchlesen. Außerdem lagen dort deutsche Zeitschriften! Es war ein wahres Vergnügen eine deutsche Neon zu lesen...obwohl es die Ausgabe von vor Weihnachten 2011 war. 
Am 8.5. fuhren wir dann endlich wieder nach Misyani. Also ich wieder und Jonas zum ersten Mal. 
Es ist immer wieder erstaunlich zu spüren, an was ich mich schon alles gewöhnt habe. Wenn jemand neu nach Kenia kommt, fällt einem das immer auf; an den Fragen die einem gestellt werden, am Verhalten und daran, worüber sich "die Neuen" wundern. 
Mir ist auch vieles eingefallen, was Tabea und ich am Anfang nicht wussten und wofür manchmal Wochen gebraucht haben um es zu verstehen. Zum Beispiel, wer dafür zuständig ist neue Thermoskannen zu kaufen und warum Mum dachte, dass wir dafür Geld hatten. 
Es wurde uns einfach nichts erklärt und es gab 1000 und 1 Missverständnis. Das bleibt Jonas erspart. Und ich bin froh, dass es in diesem Jahr eine Art Übergabe von einem Freiwilligen zum nächsten gibt. Im September kommt wieder jemand neues und so kann das vielleicht fortgesetzt werden. Ich merke, dass ihm viel mehr Kraft bleibt um sich mit den Kindern zu beschäfige und seine vielfältigen Ideen umzusetzen, als uns am Anfang. Wir waren von vielem so vor den Kopf gestoßen, dass uns Misyani oft unsympatisch war und man garnicht so viel Lust hatte sich einzusetzen. 
 Sicherlich hat es auch Nachteile in ein Projekt zu kommen in dem schon jemand recht lange ist. Es kann passieren, dass man eigene Ideen fallen lässt und sich einfach in den alltäglichen Ablauf hineinziehen lässt. 
Aber ich muss sagen: Das ist bei Jonas nicht passiert. Er hat seinen eigenen Kopf und der ist voll von Ideen! Man merkt, dass er Erfahrung mit Kindern hat und dass er gerade aus einem Arbeitsalltag mit 40-Stunden-Woche kommt. Die Zusammenarbeit ist eine ganz andere, als mit den beiden anderen Partnern die ich hatte. Es macht richtig Spaß, wir ergänzen uns gegenseitig und geben uns einander die Freiräume, die jeder braucht. Ich habe in diesem Monat angefangen, meinen Freiwilligendienst zu genießen! 

Unsere Sukums Wikis wachsen und gedeihen und ich bin nun sicher, dass ich in den letzten Wochen, die ich hier bin, noch selbstgepflanztes Gemüse essen werde. Jonas ist jetzt für das Wässern zuständig und hat auch bereits Dünger und Parasitenschutz besorgt. Er kümmert sich um Pflanzen und Kinder wie eine Mutter um ihr Baby :-) 

Freitag, 4. Mai 2012

Umzug

Sonntagnachmittag, 29. April. Einige Freiwillige und ich sitzen vor unserem Hostel und erzählen. Plötzlich klopft es am Tor. Jemand möchte das Haus besichtigen, denn er ziehe ja übermorgen hier ein. Wir versichern ihm, dass er sich irren muss und es mal nebenan versuchen soll, doch er lässt sich nicht abwimmeln. Dann rufen wir ein paar Leute von CIVS an von denen auch tatsächlich bald darauf jemand erscheint. Es ist scheinbar doch kein Irrtum und es handelt sich bei den Leuten vor dem Tor um die Besitzer des Hauses, und die neuen Mieter. 
Kurz darauf wandern gefühlte 20 Menschen durch das Haus. Die neue Familie, die Besitzer und inzwischen sind auch noch einige CIVS Mitarbeiter erschienen. 
Gut. Müssen wir also umziehen. Am Dienstag heißt es, sollen wir abends abgeholt und ins Hostel am anderen Ende des Stadtteils gebracht werden. Einige von uns, die nicht in Nairobi wohnen, aber oft am Wochenende hier sind, hatten einen Koffer mit Sachen eingelagert, die man nur in Nairobi anzieht oder braucht. Wir hatten also jede Menge Gepäck das umgezogen werden musste. 

Am Dienstag packten wir also unser Zeug zusammen, während das einzige Bett das es in dem Haus gab, abgebaut und herausgetragen wurde. Ebenso die Matratzen, Vorhänge und Moskitonetze. Um 18.00 Uhr sollten wir abgeholt werden. Ab 17.00 Uhr saßen wir also auf unseren Gepackten Taschen. Startklar. Gegen 17.30 fuhr dann ein LKW vor, das Tor ging auf und die ersten Matratzen wanderten ins Haus. Hatten die nicht gesagt, dass sie am Mittwoch kommen?
Den neuen Bewohnern passte es nicht, dass wir im Hof warteten. Auch nicht, wenn es nur 30 Minuten sind. Und so verlangten sie, dass wir mit all unseren Sachen ins Hinterhaus ziehen. Es fing an zu regnen. Das schien für die Umzugshelfer kein Grund zu sein etwas Geduld mit uns zu haben, damit wir die Sachen ins Hinterhaus, dass schon mit Matratzen&Co vollgestopft war, zu räumen. Nein, sie packten fröhlich mit an und stellten alles in den Hof zwischen beiden Häusern. In den Regen. Sobald alles aus dem Haupthaus raus war flog eine Gittertür zu und es wurde ein Schloss davorgehängt. 
Nun saßen wir also im Hinterhaus. Die Tür war verschlossen. Keiner hatte einen Schlüssel. Wir riefen die Besitzerin des Hinterhauses an und sie schickte uns jemanden, der uns die Tür aufschloss. Der Regen war stärker geworden und es tropfte nicht nur leicht von der Decke, sondern es ergoss sich ein kleiner Sturzbach in den Flur, den wir mit einer Waschschüssel auffingen. Als um 19.30 immernoch keine Spur von einem Auto, das uns abholt zu sehen war, riefen wir erneut bei CIVS an. Dann wurde uns ein Taxi geschickt, dass auch in nur 45 Minuten da war. Wir mussten alle Sachen über den Matratzenstapel zur Tür heben und um das Haus herum,durch den Matsch, zur Straße tragen, weil der direkte Weg durch Haupthaus und Hof ja abgeschlossen war. 
Gegen 20.30 Uhr erreichten wir unser neues Haus.Ohne Strom. Ohne fließendes Wasser. Ein winziges Zimmer für 4 Leute und massig Gepäck. 
Eine andere Freiwillige, die hier dauerhaft wohnt  und der ich per SMS mitgeteilt hatte, dass wir nun alle bei ihr einziehen, rief mich an und sagte, ich könne in ihrem Zimmer schlafen solange sie nicht da ist. Sie war mit ihrem Freund auf Reisen. Sehr schön. Immerhin konnte ich mich und meine noch nassen Sachen die ich am Vormittag gewaschen hatte, ausbreiten.
Nachdem Jakob und ich eine Runde um den Block gegangen und dabei auch noch etwas zu essen gefunden hatten, ging es mir schon etwas besser. Als Jonas, der neue Freiwillige für Misyani, ankam, war die Stimmung schon wieder recht entspannt. 
Und wiedermal war kein Satz treffender für diesen Tag als: Karibu Kenya! (Willkommen in Kenia)

Sonntag, 29. April 2012

Zwangsurlaub

Freitagvormittag in Misyani: Mum wird ins Büro der Schulleitung gerufen.
Als sie zurück kommt schaut sie, als wisse sie nicht ob sie sich freuen oder traurig sein soll. 
So etwas wie der Schulausschuss der Region hat entschieden, dass ab Montag den 30.4. die Schule geschlossen ist und der geplante Unterricht für die Klassen 5-8 ausfällt. Wir sollen unsere Kinder noch am gleichen Tag nach hause schicken. 
Also ruft Mum reihum die Familien der 7 Kinder, die bis dahin noch im Small Home waren, an um ihnen zu sagen, dass sie noch am gleichen Tag ihre Kinder abholen sollen. 


Völlig aufgeregt und eine Stunde früher als sonst kommen sie von der Schule nach hause und packen ihre Sachen zusammen. Zwar sind sie alle gerne im Small Home, aber die Überraschung dass sie nun für 10 Tage Eltern und Geschwister sehen dürfen, war doch für alle eine freudige. 


                                                                                                                                        
Eine andere nette Überrschung am Freitag war, dass wir endlich Sukuma Wiki gepflanzt haben! 
Am Donnerstagabend hatten wir ein Stück Land hinter dem Small Home umgegraben und Freitagmorgen hat eine Mutter, die ihr Kind besuchen wollte (und es dann gleich mit nach hause nehmen durfte) die Sukumapflanzen mitgebracht. 
Zum Glück ist ja gerade Regenzeit und wir brauchen uns keine Sorgen machen, dass die Pflänzchen vertrocknen solange keiner sich um sie kümmert. 


Ich selbst packte dann auch meine Sachen zusammen. Aber was nehme ich nur mit und was nicht? Klettersachen? Sicherheitshalber ja. Campinggeschirr und Kocher? Man weiß nie. Zelt? Ja. Schlafsack? Auf jeden Fall! In der Regenzeit ist es ganz schön kalt nachts. Laptop? Natürlich. Wenn niemand mit mir reisen will, kann ich wenigstens Bilder sortieren und meinen Blog vollschreiben. 
Bepackt wie ein Esel mit einem großen und einem kleinen Rucksack ging es also bei strahlendem Sonnenschein los nach Nairobi. Der Bus war schon ziemlich voll als ich ankam und so musste mein großer Rucksack aufs Dach gebunden werden. Beim ersten mal, als das der Fall war war ich beunruhigt. Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt. 
Mit der Entspannung war es allerdings vorbei als ich die schwarzen Wolken über der Stadt sah, in die wir geradewegs hineinfuhren. Nach der Hälfte der Strecke regnete es in Strömen und ich fing an zu beten, dass ich wirklich nichts im Rucksack vergessen habe, was kein Wasser verträgt. 
Als wir nach einer Stunde ankamen und der Conducter mir meinen Rucksack vom Dach gab entschuldigte er sich erst und meinte dann noch: "It is not wet!" Natürlich nicht. Blödmann. 


Die Straßen in Nairobi hatten sich in Sturzbäche verwandelt. In der braunen Brühe schwammen immer mal Abfälle oder von Marktständen weggeschwämmte Frühlingszwiebeln,Sukumablätter, oder Kräuterbündel vorbei. Das Problem an der Sache war nicht nur, dass ich wusste was in dem wadentiefen Wasser noch so alles drinherum schwimmt, sondern dass man wegen des ganzen Drecks nicht sah, wo man hintritt. Ein Mann bot mir dann an, dass er mir für 10 Shilling durch das Wasser auf die andere Straßenseite helfen kann. Sah ich nach 10 Minuten Wasserstampfen in strömendem Regen noch aus, als müsse mir jemand helfen durch einen weiteren Bach zu laufen? Nein! Blödmann. 
Erstaunlicherweise war meine Laune garnichtmal so schlecht als ich im Hostel angekommen war. Trotzdem habe ich an dem Abend nicht mehr viel gemacht und vor allem meinen warmen Schlafsack nicht mehr verlassen. 



Samstag, 21. April 2012

Sweet Home Misyani

Nach insgesamt 2 Wochen bin ich wieder zurück in Misyani. Es ist ungewohnt still als ich zurückkomme. Mum sitzt mit Lucy, Faith, Nzisa, Mary und Mutinda draußen. Alles ist noch feucht vom letzten Regen. Alle anderen Kinder sind seit einer Woche zu hause, bei Eltern oder anderen Verwandten. 
Ich frage was es neues gibt und erfahre, dass Mutiso im Rennen und Katile im Scrabble spielen die Schulwettbewerbe gewonnen haben und in Machakos zur nächsten Runde ebenfalls erfolgreich waren. Jetzt sind sie in Nairobi zu den National-Wettbewerben.

Am nächsten Tag muss ich feststellen, dass alle Hühner inklusive Hahn tot sind. Das hielt wohl niemand für erwähnenswert. Nun gut. Werde ich nicht mehr um 5 Uhr morgens vom Hahnenschrei geweckt. Schade um die Tiere. Was passiert ist kann mir niemand sagen.

Das Sukumafeld ist immernoch gähnend leer. Aber Mum und ich wollen das angehen, wenn sie nach einer Woche Urlaub wieder in Misyani ist.  Und die Toiletten? Sie funktionieren! Seit es regnet ist wieder genug Wasser da und der Tank der das Innere des Hauses versorgt wird wieder gefüllt. Immerhin ein Erfolg. 

Die Kinder haben zwar jetzt Ferien und prinzipiell viel Zeit - jedoch verbringen sie den halben Tag mit Hausaufgaben machen. Ich nutze die Zeit zum Bilder sortieren und Blogschreiben, lesen und Kiswahili lesen. 
Es ist unglaublich, dass jetzt schon 7,5 Monate vorbei sind. 3,5 liegen noch vor mir und ich habe ausreichend Pläne um dass sie nur so vorbeifliegen werden. 

Es wird auch Zeit sich Gedanken um "das Danach" zu machen. Garnicht so einfach sich da festzulegen. 
Viel hängt auch davon ab, wie es mit Bewerbungen und Jobangeboten läuft und wird sich sehr wahrscheinlich
erst dann entscheiden, wenn ich wieder da bin. Bis dahin versuche ich das Leben ganz kenianisch zu sehen und immer den Moment zu leben-was mir immernoch nicht leicht fällt. 

Leider musste ich feststellen, dass ich in Misyani viel häufiger krank werde, als wenn ich nicht dort bin. Seit November war ich nie länger als 2 Wochen am Stück richtig fit. Wenn ich nach Nairobi oder andersowhin gehe, wird es besser - komme ich zurück wieder schlechter oder nach wenigen Tagen kommt was neues. Ich habe jetzt begonnen Vitamine und Mineralien künstlich zuzufügen und hoffe, dass mein Immunsystem sich dankbar erweißt, denn das allgemeine Wohlbefinden leidet doch gewaltig, wenn die Gesundheit nicht in Ordnung ist. 

In 10 Tagen bekomme ich übrigens wieder Gesellschaft! Ein neuer weltwärts-freiwilliger kommt nach Misyani. Er heißt Jonas und ist Erzieher. Ich bin schon sehr gespannt und hoffe, dass wir uns gut verstehen. 
Leonie ist bereits wieder in Deutschland. Es war schön, sie einen Monat hier zu haben! 

Donnerstag, 19. April 2012

Bad Hair Day

Bevor ich nach Misyani zurückkam, wollte ich unbedingt noch meine Haare schneiden lassen. Sonne, Wind und Staub sah man ihnen inzwischen an. Das war ein Abenteuer für sich! Schneller als ich STOP rufen konnte, hatte der Friseur, der noch behauptet hatte er könne mit solchen Haaren wie meinen umgehen, alle Haare zusammengefasst und den Rasierer drangehalten. Unglaublich! Mir stiegen Tränen in die Augen (das können nur Leute verstehen, die lange Haare haben glaub ich). Ich bat ihn aufzuhören und er wollte tatsächlich nochmal die Maschine ansetzen. Ich war wütend und traurig zugleich. Konnte garnicht fassen was da passiert war. Empört verließ ich den Laden. 

In einem anderen Salon fragte ich nach, ob es jemanden gibt, der meine Frisur retten kann und sie riefen jemanden an. Der war zwar auch spürbar kein Profi mit glatten Europäer-Haaren, aber schien zumindest schonmal solche geschnitten zu haben. Tja. Und nun sehe ich so aus: 

Anna und ich in "Tony`s Nest", der Freiwilligen-Stammkneipe in Buruburu.
 

Am Freitag mussten wir uns dann auch noch von zwei ganz lieben Mädels verabschieden, mit denen ich sehr gerne Zeit verbracht habe, wenn ich in Nairobi war. Anna und Rosa waren für 8 Monate in Kenia und sind jetzt wieder zu hause in Deutschland. Fast alle, mit denen ich viel und gerne weggegangen bin, sind jetzt schon wieder in good old Germany. Gut, dass immer wieder neue ankommen! Und gut, dass ein paar sehr liebgewonnene Menschen noch genauso lange da sind wie ich. Nämlich heute noch genau 101 Tage.

Montag, 16. April 2012

Vorzeitige Ferien

Etwa 2 Wochen bevor die Schulferien beginnen sollten, teilte man mir mit, dass nicht alle Kinder Ferien haben. Die Kinder der 6.-8. Klasse haben durchgehend Unterricht, zumindest am Vormittag unter der Woche. Mum soll in dieser Zeit frei haben und daher wurde mehr oder weniger von mir erwartet, dass ich in den Ferien da bleibe. Mir fiel im ersten Moment die Kinnlade herunter, da ich für den Zeitraum der Schulferien schon mit anderen Freiwilligen ein paar Unternehmungen geplant hatte, da fast alle in Schulprojekten arbeiten und frei haben. Aber ich wollte Mum und die Kids nicht im Stich lassen und sagte somit ersteinmal alles ab. 
Nach einem Gespräch mit der Schulleitung einigten wir uns darauf, dass ich eine Woche vor den Ferien und die erste Ferienwoche frei bekomme. Den Rest der Ferien (es sind noch eine oder zwei Wochen - das weiß niemand so genau) hat nun Mum frei. 

Der Vorteil an den vorverlegten Ferien war, dass ich an einer Reise mit dem Mountain Club of Kenya (MCK) teilnehmen konnte. Sie ging in den Norden Kenias, wo man mit öffentlichen Verkehrsmitteln schwer, bzw. (nördlich von Maralal) überhaupt nicht hinkommt. Schon am ersten Tag ließen wir das letzte Sück Teerstraße hinter uns und begaben uns auf das Territorium der Samburu - einer Volksgruppe Kenias, die noch sehr ursprünglich lebt. Von diesem Tag an begegneten uns maximal 1-3 Fahrzeuge pro Tag! Meist Trucks oder Jeeps.
Die Häuser der Samburu bestehen größtenteils aus Zweigen, Pappe, Stoffresten und den Plastiksäcken in denen sie von Hilfsorganisationen wie UNICEF, Welthungerhilfe und anderen Nahrungsmittel erhalten.

Frauen und Männer tragen oft kiloschweren Schmuck um den Hals und auf dem Kopf. Weiße kommen fast ausschließlich in die Gegend, um Hilfsgüter herzubringen. Daher ist das Denken, dass Weiße viel Geld haben und genug haben um jedem hier etwas abzugeben noch stärker spürbar als in allen anderen Gegenden, in denen ich bisher war.

Da das Land der Samburu größtenteils Wüstenland ist, leben sie überwiegend von der Ziegen- und Kamelzucht. Wasser ist oft mehrere Tagesreisen mit dem Kamel oder Esel entfernt. Dort wo Wasser ist, ist auch immer ein Dorf oder sogar eine Stadt (die in unseren Augen wie ein Dorf aussieht, aber 5000 oder mehr Einwohner hat). Da regelmäßig Hilfsgüter wie Reis, Bohnen, Mais, Milchpulver, und sogar Solarpanels, Wasserpumpen und -filter und anderes geliefert wird, bemüht man sich aber auch nicht um andere Nahrungsquellen.  Ein Ire, der mit seiner Frau und den 3 Kindern seit 3 Jahren in einem Dorf im Nordosten lebt hat uns erzählt, dass sich die Leute gegenseitig Kinder ausleihen um mehr Nahrung zu bekommen, wenn ein Truck von einer Organisation ankommt. Sie nehmen sich das Nötigste und verkaufen den Rest auf dem Markt. Die Wasserfilter, die eine Woche vor unserer Ankunft gebracht wurden, waren schon überall in den Geschäften zu sehen. 

Später führte uns unsere Reise zum Lake Turkana, wo die Volksgruppe der Turkana, Samburu und El Molo leben. Letztere ist mit 200 Menschen die kleinste in Kenia. Leider ist ihre Sprache vor ein paar Jahren ausgestorben und sie sprechen jetzt Kisamburu. 
Die Leute am See ernähren sich überwiegend von Fisch und trinken das Seewasser, was ihnen extreme Mangelerscheinung (sichtbar an furchtbar verfärbten Zähnen und verbogenen Knochen) verschafft. Aber sie bleiben dort, weil es ihr Land ist und sie dort hingehören. 
2 Tagesfußmärsche entfernt befindet sich der Mount Kulal. Ein etwas über 2000m hoher Berg auf dem es ausreichend Wasser, Strom, Handyempfang und damit verbunden auch ausreichend Nahrung gibt. Für uns ist es schwer zu verstehen, warum trotzdem verhältnismäßig viele Menschen unten am See wohnen, wo es nur hin und wieder ein paar Bäume und sonst viel Sand und Steine gibt. Unser Thermometer zeigt uns am Nachmittag 45°C an. Das Wasser im See ist salzig. Nur eine heiße Quelle in der Stadt Loyangalani, im Süden des Sees versorgt die Menschen in einem unüberschaubaren Umkreis mit Süßwasser. 

Was mich kulturell auch sehr beeindruckte war die Mischung der Gruppe. Es waren Italiener, US-Amerikaner, Engländer, eine Halb-Srilankaerin, zwei Schweizer und 3 Kenianer dabei, die allesamt in reichen Wohngegenden Nairobis wohnen und größtenteils in der Entwicklungshilfe, oder für riesengroße Unternehmen arbeiten. Viele der Teilnehmer wussten erstaunlich wenig über Kenia, dafür dass sie schon so lange hier sind. Als ich erzählte was ich hier mache und wie ich hier lebe waren kurzzeitig alle Ohren auf mich gerichtet und es gab viele Fragen und erstaunte Gesichter bei den Antworten. 
Zwar haben wir immer gecampt und hatten einige Nächte keine Toiletten und Duschen - trotzdem fühlte ich mich von Luxus umgeben. Die Nahrungsmittel, die wir dabeihatten entsprachen dem, was ich von zu hause gewöhnt bin und hatten nicht ein einziges mal annähernd etwas mit dem zu tun, was ich die letzten 7,5 Monate gegessen habe. Auch die Gespräche hatten natürlich völlig andere Inhalte und das Englisch, das wir sprachen war völlig anders, als das, an das ich mich hier schon fast gewöhnt habe. Ich war also für 11 Tage nicht nur geographisch in einer vollkommen anderen Welt!

Baio heißt dieser Berg, den wir nach 1000 Höhenmetern und über 5h Wanderung bei sengender Hitze erreichten. Der Abstieg war mindestens genauso schweißtreibend. Der Ausblick dafür atemberaubend!

Das sind keine Kornkreise, sondern Samburu-Dörfer, die mit Wällen aus Gestrüpp kreisrund abgesteckt sind. Innerhalb eines größeren Kreises gibt es oft mehrere kleine Kreise, die den Wohnraum einer Familie abgrenzen.

Gipfel des Mount Nyiru, ca. 2700m üNN. Während auf der ganzen Wanderung (wieder 1000 Höhenmeter Differenz) der Schweiß in Strömen floss und 4l Wasser geradeso genug waren, war es dort oben selbst mit der Fleecejacke noch sehr kalt. Im Windschatten eines Felsblockes war es aber gut auszuhalten und so konnten wir mit schöner Aussicht zu Mittag essen.
Neben den vielen kulturellen Eindrücken, durfte ich auch die unglaubliche Vielfalt des Landes mit atemberaubenden Kulissen genießen. Drei Wanderungen und ein Tagesausflug ins Dorf der El Molo sowie die vielen, vielen Kilometer im Auto waren trotz Hitze und Trockenheit ein Genuss. Einen genaueren Bericht der Tour schreibe ich in einen anderen Blog, denn die Ferien gehören ja nur indirekt zu meinem Freiwilligendienst. Was interkulturelle Erfahrungen angeht, habe ich in den 11 Tagen Reise jedoch so viele gesammelt, dass ich sie euch Lesern nicht vorenthalten wollte! 

Samstag, 31. März 2012

Hannah war da!

Hannah war zu Besuch in Misyani.
Eigentlich sollten wir das gesamte Weltwärts-Jahr zusammen hier verbringen, aber leider hat Hannah sich dann gegen das Jahr in Kenia entschieden, wofür ich volles Verständnis hatte. Traurig war ich trotzdem. Umso mehr habe ich mich gefreut, als sie mit ihrer Freundin Margarete nach Kenia kam. Die beiden verbrachten eine Woche am Strand und ein paar Tage auf Safari, kamen aber auch nach Misyani. Hannah gefiel es total gut hier und wir hatten 2 wunderschöne Tage zusammen. 
Als sie wieder weg war musste ich seufzen und dachte bei mir: Wirklich, wirklich sehr schade, dass es nur 2 Tage statt 11 Monaten waren. Sicher hätte es auch bei uns mal Streit gegeben, aber wir befanden uns auf einer Ebene, auf der man Lösungen findet. Aber: Hätte,hätte Fahrradkette! Nun ist sie wieder weg und ich freue mich, eine neue gute Freundin in Deutschland zu haben, die ich ganz sicher ab und zu mal wiedersehen werde! 

 

Mittwoch, 28. März 2012

Trockenheit

Seit ca. 2 Wochen spüren wir, dass wir in einem besonders heißen und trockenen Gebiet Kenias leben. Bisher haben wir das nicht so sehr mitbkommen, da wir immer Wasser aus einer Zisterne hatten. In letzter Zeit wurde das Wasser nun aber immer knapper. Oft ist schon am Morgen der Druck auf der Leitung recht gering und ein paar mal war am Nachmittag garnichts mehr da. 
Da wurden die Schulkinder zur nächsten Wasserstelle geschickt, wo auch die Leute aus der Umgebung ihr Wasser holen (knapp 1km entfernt) um uns Wasser zu bringen, damit wir zumindest kochen und abwaschen konnten. 
Dass deswegen sparsamer mit dem Wasser umgegangen wird, kann man leider nicht feststellen. Wenn Nachmittags kein Wasser mehr da ist, dann ist das eben so. Und ihnen zu erklären, dass man das auch anders machen kann, hat keinen Sinn - da stößt man auf taube Ohren. Denn es gibt ja noch eine Möglichkeit Wasser zu bekommen - auch wenn das mit mehr Arbeit verbunden ist.

Montag, 26. März 2012

Was lange waehrt...

...wird hoffentlich irgendwann wirklich gut. Aber ich fange mal die Geschichte von vorne an:

Als Tabea mit ihrer Mutter in Misyani zu Besuch war, entstand bei Tabeas Eltern die Idee, fuer die Reperatur der Toiletten zu spenden. Es wusste niemand, um welche Betraege es sich handeln wuerde und was genau gemacht werden muss. Die Toiletten Im Jungen-Badezimmer jedenfalls waren bisher unbenutzbar, da beim Spuelen das ganze Wasser irgendwo herauslief, aber nichts im Abwasserrohr landete. Seit dem aktuellen Schulquartal war es leider so, dass man den Tank auf dem Dach, der das Haus mit Wasser versorgt, garnicht mehr befuellen konnte. Denn wenn Wasser in diesen Tank gepumpt wurde, lief es durch die Toiletten in beiden Baedern heraus bis der Tank leer war. Somit hatten wir ein paar Tage lang ueberflutete Baeder bis wir den Zufluss zu eben diesem Tank geschlossen haben und von da an Wasser zum Duschen, Klo spuelen, Waschen und Zaehneputzen von draussen in Eimern reintrugen.

In der Kueche gab es seit meiner Ankunft keinen funktionierenden Abfluss am Spuelbecken. Zum einen fehlte eine Dichtung am Abflussrohr, zum anderen wurde das Spuelbecken durch das Abflussrohr gleichzeitig gehalten (!!), was nicht funktioniert wenn sich Kinder, die Gleichgewichtsprobleme haben, oder aus anderen Gruenden nicht selbststaendig stehen koennen, sich darauf abstuetzen beim Abwaschen. Somit lief das gesamte Wasser in eine grosse Schuessel, die unter dem Becken stand und musste staendig geleert werden.
Mein Vorschlag war, das Becken von unten zu stuetzen und Mrs Kioko (die Schulleiterin) hatte auch gleich die Idee, dass man dazu Saeulen aus Beton giessen koennte.

Tabeas Eltern erklaerten sich nun also bereit, die Reperaturen zu bezahlen und eine Ueberweisung zu machen, sobald feststuende wie viel Geld gebraucht wuerde. Und da fing eine wahre Odysse an.
Im letzten Eintrag hatte ich schon geschrieben, dass Mrs Kioko uns Osama schickte um festzustellen, was alles gebraucht wuerde. Er schrieb eine Liste und gab sie Mrs Kioko. Nachdem klar war, dass Osama die Reperaturen nicht machen wuerde, weil er einen unverschaemt hohen Arbeitslohn verlangte, kam alles ins Stocken. Einer der Lehrer sollte herausfinden, was die benoetigten Teil kosten wuerden. Leider konnte der Fachhaendler mit den niedergeschriebenen Dingen nichts anfangen.
Als ich nach ca. einer Woche nachfragte, wie viel Geld wir denn nun benoetigen hiess es: Osama muss nochmal kommen und alles genauer aufschreiben. Er kam natuerlich nicht, denn er hatte ja nichts davon eine neue Liste zu schreiben, wenn er dann den Job nicht bekommt. Nach einer weiteren Woche fragte ich nach, ob nicht derjenige, der die Reperaturen dann letztendlich vornehmen wuerde kommen kann, um selbst zu schauen was er braucht. Die Antwort lautete:" Nein. Wir muessen zuerst gucken was wir brauchen und das kaufen. Und dann kuemmern wir uns um jemanden, der das macht."
Wiedereinmal musste ich feststellen dass die Frage "Kwa nini" (=warum) ebenso einfach wie nutzlos ist in diesem Land.
Eine weitere Woche verging bis ich einen anderen Lehrer um Hilfe bat. Er sagte mir, dass er auch nachschauen koenne, was wir brauchen und was die Sachen kosten. Warum nicht gleich so? Aber da ist wieder diese W-Frage...die ich mir dringend ganz abgewoehnen muss.
Jedenfalls hatten wir nur eine Woche spaeter eine Liste mit Preisen. Nur der Beton fuer die Stuetzen in der Kueche fehlte. Davon wusste aber Mrs Kioko den Preis und somit war es leicht alles zusammenzurechnen. Um einen Fundi (so heissen hier alle die irgendwas reparieren koennen) hatte sie sich auch gekuemmert und so waren wir nach ueber 5 Wochen endlich an dem Punkt angelangt, dass nur noch das Geld fehlte.
Nachdem ich es von der Bank abgeholt und abgegeben hatte, kamen eine Woche spaeter, als ich zum Zwischenseminar in Nairobi war (es fand leider doch nicht in Westkenia statt) tatsaechlich die Fundis vorbei. Das in der Kueche war naemlich ein anderer als der im Bad.
Und der von der Kueche war auch leider nicht in den Berechnungen inbegriffen, weshalb ich dann nochmal 20 Euro draufzahlen sollte. Wir haben uns nun darauf geeinigt, dass ich die Haelfte vorschiesse und das ganze dann ueber andere Quellen regeln. Ich hoffe das klappt...

Der Abfluss in der Kueche funktioniert nun wirklich einwandfrei und auch die Stuetzen sind super! In den Baedern wurden auch gleich Stuetzen angebracht, was garnicht vorgesehen war, aber nicht schadet. Auch wurde im Maedchenbad auf einer Toilette ein Sitz angebracht, was nicht Teil des Plans war. Dicht sind die Klos nun leider immernoch nicht, weshalb sie auch noch nicht benutzt werden koennen. Aber noch hat der Term ja 3 Wochen und ich hoffe sehr, dass bis dahin alles funktioniert.

Aehnlich langwierig ist die Geschichte um unser Sukuma Wikii .
Die alten Pflanzen mussten ausgemacht werden, weil sie von Schaedlingen zerfressen waren. Da unser Groundman ende 2011 schwer krank geworden ist, hat niemand die Pfalnzen gespritzt und somit hatten die Viehcher freien Lauf. Bis zum Dezember hatten wir fast jeden Abend Sukuma Wikii zum Abendessen und seit Januar gab es nun garkein Gemuese mehr. 1-2mal pro Woche konnte ich in Tala Kohl kaufen - an den anderen Abenden gab es rote Bohnen, Ndengus (kleine gruene Linsen), oder ein Paar Tomaten (so 3-4 Stueck fuer 28 Leute)  mit Reis oder Ugali. Die Kohl-Tage waren echter Luxus!
Irgendwann war dann angeblich kein Geld mehr da um Kohl zu kaufen und ich habe das dann selbst gekauft, denn ganz ohne Gemuese kam ich nicht zurecht. Fuer mich etwas anderes zu kochen fand ich nicht schoen und darum habe ich das nur wenige male gemacht und dann Mum die Halefte abgegeben.

Jedenfalls fand ich, dass es so nicht weitergehen kann und besprach mit Mum, dass wir neue Pflanzen kaufen und pflanzen. Die haetten umgerechnet 2-3 Euro gekostet und das waere es mir wert gewesen.
2 Tage spaeter kam,als ich in der Buecherei war, ein Junge aus dem Dorf und brachte die Pflanzen, die aber irgendwo verschwanden und nicht in unserem Beet landeten. Als ich am Wochenende meinen Freund Andrew fuer eine Wanderung traf sagte er mir, dass ER die Setzlinge persoenlich ins Small Home gebracht hatte. Am darauffolgenden Montag fragte ich also die Lehrer, wo denn die Setzlinge abgeblieben seien und es wollte keiner etwas davon gesehen haben.
Mein Vorschlag noch einmal Setzlinge von Andrew bringen zu lassen wurde abgelehnt. Stattdessen sollten wir nach Tala fahren um sie dort zu kaufen. Einen Tag spaeter entschied man, dass die Setzlinge aus Tala nicht zu unserer Erde passen und wir welche aus der Region brauchen. Am Freitag sollte jemand vorbeikommen und die Pflaenzchen bringen. Freitag und Samstag wollten wir sie pflanzen. Leider kam niemand.
In der darauffolgenden Woche versprach Mrs Kioko den Pflanzenbesitzer noch einmal anzurufen. Er wuerde dann morgen oder uebermorgen kommen. Er kam leider nicht.
Ich war dann soweit einfach Andrew zu fragen, ob er vorbeikommen und mit mir zusammen das Beet bestuecken kann, was er sicher gerne gemacht haette. Bevor ich ihn erreichen konnte kam aber einer der Lehrer vorbei und teilte mir mit, dass nun die Pflanzen, die bei uns ins "Nursery-Bed" gesaet wurden gross genug seien, um gepflanzt zu werden...kein Wunder. Der ganze Prozess zog sich ja nun auch schon ueber einen Monat lang hin. Diese Aussage wurde vor 3 Wochen getroffen. Das Beet ist immernoch leer. Bleibt nur zu hoffen, dass in den verbleibenden 3 Wochen bis zu den Ferien noch etwas passiert und wir dann im neuen Schulquartal ab Mai endlich wieder unser eigenes Gemuese haben...

(Fotos folgen hoffentlich bald)