Donnerstag, 27. Oktober 2011

Not macht erfinderisch

Nun, ich will ganz und garnicht sagen, dass wir hier Not leiden! Dennoch vermisst man nach 8 Wochen fern der Heimat doch so dies und das. 
Wer mich kennt weiß, dass ich Milch und alles was daraus gemacht wird liebe. Sei es der Quark zum Frühstück, die Milch im Müsli, der Joghurt nach dem Essen oder das Käsebrot mit einem Glas trockenen Rotwein. 
Milch haben wir hier! Wenn auch in begrenzten Mengen. Joghurt kann man im Supermarkt auch kaufen, aber wir haben keinen Kühlschrank - also fällt das aus. Und Quark kennt man ja sowieso außerhalb von Deutschland nur in Österreich und der Schweiz (glaube ich zumindest). 
Den säuerlichen Geschmack von Joghurt ersetze ich manchmal durch "Mala", oder "Maziwa lala", was manche aus der Generation meiner Eltern noch als "Dickmilch" kennen. Es ist ganz einfach sauer gewordene Milch. 

Aber was ich aus dieser sauergewordenen Milch auch gerne mache ist Quark! 

Mala

Die Dickmilch wurde in einem Topf auf dem Feuer erwärmt, bis sich die sogenannte "Käsematte" von der Molke getrennt hat

Dann werden Molke und Käsematte durch eine Stoffwindel, die in einem Sieb liegt voneinander  getrennt.


Nachdem man die Windel zu einem Bündel zusammengenommen und die Molke herausgedrückt hat, bleibt frischer, vollfetter Quark übrig

 


Auf ähnliche Weise haben wir auch schon Frischkäse gemacht: Statt Dickmilch haben wir frische Milch benutzt und damit sie ausflockt, haben wir Zitronensaft hinzugefügt. Mit etwas Salz schmeckt das ganze dann großartig zum Sukuma Wiki! 

Die Milch-Gelüste wissen wir also schonmal zu stillen. Aber was jeder Deutsche im Ausland am meisten vermisst, ist natürlich Brot. Kein Problem! Kaufen wir einfach Roggenmehl, machen einen Sauerteig und backen ein Brot. Ach nein. Mist. Wir haben garkeinen Backofen. 
Und Roggenmehl habe ich hier auch noch keins gesehen. Aber selbst wenn es welches gäbe-ohne Backofen kann man kein Brot backen. Oder doch? Na klar! 

Ruhe in Frieden, lieber Hefeteig und werde schön groß und locker!
Das sieht doch schonmal garnicht schlecht aus!


Das ist unser Backofen. Ein großer Topf (zu dem es einen passenden Deckel gibt - das ist hier nicht selbstverständlich), der mit Reisnägeln ausgelegt ist, damit die Backform später nicht den Boden berührt. So ist überall rund um die Backform heiße Luft, wodurch das Brot gleichmäßig durchgebacken wird.
So sieht es dann aus, wenn das Brot "im Ofen" ist. Danach kommt dann der Deckel drauf...


...und das Ganze wird auf die Feuerstelle gestellt.



Und nach etwas mehr als einer Stunde, konnten wir dieses tatsächlich durchgebackene und wohlschmeckende Brot anschneiden (und natürlich sofort verkosten...auch wenn das angeblich Bauchweh macht)

Für den ersten Versuch haben wir erstmal eine Mischung aus Weizenvollkornmehl, Weizenkleie, Weizenkeimen und Weizenvollkornschrot benutzt, die man hier in einer Packung als "Brown Bread Flour" kaufen kann. Aber in einem Eimerchen mit Deckel blubbert gerade schon ein Sauerteig vor sich hin, der wohl morgen in unserem Topf-Ofen zubereitet werden wird. Ich bin gespannt wie Sauerteigbrot aus einer Mischung von Roggen, Finger-Hirse, Vollkornweizen und Amaranth schmeckt und ob es gelingt. Bisher haben alle Produktionsversuche von Käse, Quark und Brot funktioniert! Am Ende eröffnen wir hier noch eine Bäckerei :-) 
Auf jeden Fall bekommen unsere Kinder demnächst mal einen Kuchen. Aber: Pole pole! (=langsam, langsam) Eins nach dem anderen...morgen früh gibt es jedenfalls frisch gebackenes Brot und vielleicht ein bischen Quark mit Marmelade dazu. 

Mittwoch, 19. Oktober 2011

Hakuna Matatu

Das bedeutet "Kein Matatatu", also "Kein Bus" und beschreibt die Situation, in der ich mich am vergangenen Mittwochabend befand. 
Als ich mich in Embu von Rike und Moritz trennte, um den Heimweg nach Misyani anzutreten, war ich wirklich guter Dinge mein Ziel noch am selben Abend zu erreichen. Die beiden begleiteten mich noch zum Matatuparkplatz und Moritz half mir den Preis auszuhandeln, der mir für eine einstündige Fahrt trotzdem wir ihn heruntergehandelt hatten, noch etwas zu hoch vorkam...da stank was zum Himmel, es war nur noch nicht klar was es war. 
Der Busticketverkäufer (und sowas hab ich hier noch selten gesehen, zumal er nichteinmal mitfuhr) versicherte uns, dass es ein "Express-Matatu" sei, dass nur eine Stunde bis nach Thika brauche (dort musste ich umsteigen). Es halte unterwegs nicht an und sei deswegen schneller...10 Minuten nach Fahrtantritt machten wir den ersten Stop um 2 Kinder aufzusammeln. Ich dachte es seien vielleicht die Kinder des Fahrers und der Stop zähle nicht wirklich.
5 Minten später hielten wir wieder. Leute stiegen ein und aus und so ging das ganze weiter. 
Nach gut 1,5h waren wir in Karatina. Den Ort kannte ich noch von unserer Anfahrt nach Meru. 
Der Conducter (die Person, die hinten mitfährt, Geld einsammelt und dem Fahrer durch lautstarkes Klopfen gegen Metall oder Fenster mitteilt, dass er anhalten soll um jemanden ein- oder aussteigen zu lassen) sagte mir, dass ich dort aussteigen soll. 
"Aber das ist nicht Thika!", sagte ich, aber er bestand darauf, dass ich ausstieg. 
Ich sollte umsteigen und er meinte, dass er für mich zahle...so war das also.
Das Matatu in dem ich in Embu losgefahren war, hatte garnicht Thika zum Ziel, sondern Karatina- was nichtmal auf dem Weg liegt. Der Conducter gab dem nächsten Conducter das Geld für die Fahrt von Karatina bis Thika und ich stieg ein. Die beiden diskutierten lautstark und ich bekam nur mit, dass der erste Conducter für sein  Verhalten vom zweiten Conducter eine Ohrfeige bekam.  Irgendwie tat mir das garnicht so leid... Die Fahrt von Embu bis Karatina hat vermutlich wirklich nur 150 oder 100 Schilling gekostet und das, was ich zu viel bezahlt hatte, war für die Weiterfahrt von Karatina nach Thika bestimmt. Reingefallen.


Auf der Weiterfahrt kamen wir an einem Fluss vorbei, an dem fleißig geangelt wurde. Beim nächsten Stop wurden uns dann durch das Busfenster neben den üblichen Dingen wie Früchten und Gemüse, auch gebratene und rohe Fische angeboten. Zum Glück hat niemand der Passagiere einen gekauft...die rohen Exemplare waren doch sehr geruchsintensiv. 


Nach insgesamt 2,5 statt nur einer Stunde Fahrt, kam ich trotzdem recht entspannt in Thika an. Es war erst 19 Uhr, eigentlich noch garnicht spät. Dann änderte sich meine Meinung zur Situation schlagartig: Die Matatufahrer an der Station machten mir allesamt klar, dass es um diese Zeit keine sichere Verbindung mehr nach Tala gäbe. Ich könne für umgerechnet 50 € ein Taxi nehmen, was ich viel zu teuer fand. Ich sagte ich würde maximal 20 zahlen. Allerdings lachten sie mich daraufhin nur aus. Die Alternative war wohl, ein Zimmer zu nehmen und dort zu übernachten. Am nächsten Tag, würde die Reise dann sicher weitergehen. 
Der Chef eines Busunternehmens zeigte mir auch gleich ein Hotelzimmer, dass ich für ca. 4 € bekommen konnte. Es war einfach, aber es hatte ein Bett, warmes Wasser zum Duschen, war sauber und hatte sogar ein Fenster...das leider zum Busbahnhof raus ging und auch den Lärm der umliegenden Bars hineinließ,der bis morgens um 5Uhr anhielt.Um 6.00 begann wieder das tägliche Treiben am Busbahnhof und so bekam ich in Summe beinahe eine Stunde Schlaf.. Was solls. Hakuna Matatu? Hakuna Matata. 


Nach einer warmen Dusche setzte ich um 7.00 Uhr morgens ziemlich gerädert meine Reise fort. Mit einem Motorrad brachte mich der Chef des Matatuunternehmens zu einer anderen Matatu-Station. Von dort aus konnte ich dann bis Kilimambogo fahren, um noch einmal umzusteigen. 
Dann begann der nächste Geduldakt: An einem Donnerstag mit einem Matatu, in dem außer mir nur ein weiterer Passagier saß, musste ich etwas weniger als 100km zurücklegen. Eigentlich kein Problem! Außer: Wenn niemand mitfahren will...was leider der Fall war. 
In jedem Dorf warteten wir 20-30 Minuten, damit der Bus voller würde. Freitags ist in Tala immer Markttag. Da fahren viele Händler und Kunden nach Tala. Aber nicht donnerstags. 
So dauerte die Fahrt, die normalerweise in 1,5 Stunden vorbei ist, geschlagene 3,5h. 
Ich war unglaublich froh, als ich endlich in Tala angekommen war und nur noch die Strecke von Tala nach Misyani vor mir hatte. An diesem Tag störte es mich nichtmal, dass ich Pikipiki (Motorradtaxi) fahren musste! 


Als ich wieder angekommen war, habe ich mich über jedes bekannte Gesicht gefreut, dass mir begegnet ist. Ich wurde gefragt: "Umepotea wapi?" "Wo warst du? Wo bist du verloren gegangen?" "Ulishindaje?" "Wie ist es dir ergangen?" und es fühlte sich ein bischen an, wie nach hause kommen!

Sonntag, 16. Oktober 2011

Die liebe Sprache

Immer wieder fallen mir hier Eigenschaften der Sprache auf, über die ich schmunzeln muss, oder die mich beeindrucken. 
Vor kurzem habe ich Mum gefragt, wie alt der Pikipiki-Fahrer aus Misyani ist, der öfter mal vorbeischaut. Ihre Antwort war interessant: "Er ist so alt, dass er schon eine Familie haben müsste. 2-3 Kinder, die ungefähr die 4. Klasse besuchen." Zuerst habe ich es garnicht richtig verstanden. Ich dachte, sie spräche von Tatsachen. Also wartete ich ihre Ausführungen zur Familie ab um anschließend zu fragen, ob sie wisse, wie alt er tatsächlich ist. Da sie keine Zahl nannte, fragte ich nochmal nach: Hat er wirklich eine Familie? Oder sollte er eine haben? 
Die Antwort zeigte mir dann, dass man hier nicht unbedingt die Jahre zählt, sondern eher darauf schaut, was jemand schon erreicht hat, in welche Klasse er geht oder wie lange er schon an einem Platz arbeitet.

Eine weitere lustige Situation ergab sich gestern beim Reis Sortieren: Mum bat mich die Tür zu schließen, weil sie die Kälte roch. Ich fragte sie erstaunt: "You smell it?!" Ihre Antwort: "Yes, but sometimes I also feel it."
Na gut. Mal sehen wann das im Sprachkurs dran kommt. Vielleicht verstehe ich dann, warum sie die Kälte riecht. 

Das erste und wirklich interessante, was ich über die Sprache gelernt habe sind die Begrüßungen. 
Man sagt nie so etwas wie "Hallo", sondern man fragt immer "Wie geht es dir?", "Du hast keine Sorgen, oder?", "Wie bist du aufgewacht", "Wie ist es dir in den letzten Tagen ergangen?" und die Antwort ist immer positiv. Nur wenn jemand gestorben, oder unheilbar krank ist, sagt man etwas anderes. 

Ein paar Beispiele: 
Habari Gani - Welche Neuigkeiten gibt es?                                         Mzuri - Gute
Habari ya Mama - Was gibts Neues von deiner Mutter                       Mzuri - Gutes
Umeamkaje - Wie bist du erwacht?                                                         Salama - Friedlich
Ulishindaje   - Wie ist es dir in den letzten Tagen ergangen              Mzuri sana - Sehr gut
Hujambo? - Du hast keine Sorgen, oder?                                               Sijambo- Keine Sorgen

Die Jugendlichen sagen eher 

Niaje - Wie gehts ?                                                                            Poa - cool
Mambo - Abwandlung von Hujambo                                                Poa/ Fiti/ Safi- cool/fit/ sauber
Sema - Sage mir!                                                                               Poa / Fiti
Sassa! - Jetzt!                                                                                     Fiti
Stories?- Geschichten?                                                                    Wengi - Viele 

Wie man sieht, geht es einem in Kenya immer gut! Manchmal ist es etwas anstrengend zu sagen, dass es einem gut geht, obwohl man sich garnicht so fühlt. Das in Deutschland so häufig verwendete "So lala" gibt es nicht. Und da man in der Regel nicht totsterbenskrank ist, sagt man eben, es ginge einem gut. 
Und meistens fühlt man sich nach einem Spaziergang, bei dem man jedem, den man getroffen hat erzählt hat, es ginge einem sehr gut, geht es einem wirklich besser und kleine Sorgen sind wieder vergessen.

Donnerstag, 13. Oktober 2011

Safari die Erste

Eigentlich wollte ich mich garnicht so schnell dahin begeben, wo es Touristen hinzieht. Aber wenn jemand sagt: "Ich fahre nächste Woche mit meiner Freundin nach Meru und es sind noch zwei Plätze im Auto frei. Will jemand mitfahren?", dann sage ich natürlich nicht Nein. 

Also ging es am Montag (10.10.2011) los. Nach dem Mittagessen in Buruburu starteten wir im gemieteten Geländewagen in Richtung Meru. Kurz vor Ankunft wurde der Reiseführer auf Übernachtungsvorschläge überprüft und das offenbar reizvollste Hotel angesteuert: Das Pig & Whistle (meine Vermutung für den Ursprung des Hotel-Namen war natürlich das Sprichwort: I think my pig whistles = Ich glaub mein Schwein pfeift.)
Die Zimmer waren durchaus bezahlbar, sauber UND es gab (mehr oder weniger zuverlässig) warmes Wasser!  Die beiden Häuser waren schnell bezogen und der Einkauf für den Tag im Nationalpark wurde im "Nakumatt" erledigt. Dieser riesengroße Supermarkt lässt einen vergessen, dass man in Kenia ist. Dort gibt es wirklich alles! Sogar Käse.

Nach einer wirklich ruhigen Nacht, ging es am nächsten Morgen um 6.00 Uhr los.
Schon auf dem Weg zum Nationalpark gab es viele Momente zum Staunen und Fotos machen. Die Landschaft ist einfach ein Traum und es ist so gut zu sehen, dass es hier Berge gibt! Auch wenn Moritz meinte, es seien nur Hügel (einem Österreicher sei das verziehen).
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 Am Gate angekommen, gab es eine kleine Diskussion über die Preise. Da Moritz den Bezahlvorgang auf Kiswahili einleitete, konnte er kurzfristig den Preis für Residents rausschlagen. Allerdings nur für sich. Und auch nur unter Protest einer Dame, die im Kassenhäuschen saß und die sich letztendlich sogar durchsetzte. Nachdem mehrere Telefonate getätigt waren und wir inzwischen fast eine Stunde vor dem Tor standen, stand dann der Beschluss fest, dass wir alle den Touristenpreis zahlen müssen. 
Kein Grund, die Safari weniger zu genießen! 

 Die Tiere waren gnädiger zu uns, als die Leute am Parkeingang und haben sich allesamt von ihrer besten Seite gezeigt. Bis auf Löwen und Leoparden hat sich kein Tier vor uns versteckt gehalten! 




Das war leider der einzige Löwe, den wir entdecken konnten...dafür war der außerordentlich nützlich! Er konnte den Wagen geschickt durch den Park inklusive durch sämtlich Flüsse lenken und hat einen wahnsinnig guten Riecher, was die Verstecke von Tieren anging, die sich nicht auf oder neben der Straße aufhalten. Ohne Moritz hätten wir die Nashörner und die Hippos wahrscheinlich nicht entdeckt,





















Nicht ganz so schön war, dass wir plötzlich ein lautes Pfeifen warnehmen mussten, dass offenbar von einem unserer Reifen kam. Also mussten wir die Regel Nr.1 im Nationalpar (Never leave your car) brechen und den Wagenheber ansetzen. Dummerweise gab es kein Ersatz- sondern nur ein Reserverad. Nathalia meinte: "Das ist wie beim Super Mario spielen. Jetzt haben wir nur noch ein Leben! " Wie passend... 


Als es immer dunkler wurde und wir uns auf den Weg zum Ausgang machten, mussten wir feststellen, dass die Scheinwerfer auch mal wieder eingestellt werden sollten. Die Wasserbüffel, die offenbar nachs am liebsten auf den Wegen liegen, haben wir immer erst gesehen, als wir sie schon beinahe mit der Stoßstange küssten! Nicht gerade ein gutes Gefühl, denn die Tiere sehen nicht so friedlich aus. Die will man nicht ärgern. Schon garnicht, wenn man spät dran ist und Strafe zahlen muss, wenn man den Park nicht pünktlich verlässt.
Am Ende kamen wir auch 20 Minuten zu spät am Gate an. Der Grund dafür war, dass es keine aktuellen Karten gab...und das ließ auch der Mitarbeiter am Ausgang gelten. 
 So konnten wir unsere Reise forsetzen ohne Strafe zu zahlen.

Wieder in Meru angekommen, suchten wir eine Werkstatt auf um den Reifen flicken zu lassen. Der einzige Weg der den Menschen einfiel diesen "tubeless wheel" zu flicken war, einen Schlauch einzubauen. Unglaublich...aber das geht! 
Unsere Batterie gab dann auch noch den Geist auf (wie gut, dass der Vermieter versichert hatte, die sei gerade ausgwechselt worden) und wir waren sehr dankbar, dass der Mann der im Auto nebenan saß zufällig Automechaniker war, uns bis zum nächsten Tag seine Batterie auslieh und am nächsten Morgen vor dem Hotel stand um uns unsere geladene Batterie zurückzubringen und seine wieder abzuholen. 
Inzwischen war es so spät, dass es nirgens mehr Essen von der Karte gab. So kam ich zum ersten mal in den Genuss von "Nyama Choma". Gegrilltes Ziegenfleisch, dass es offenbar in jeder Kneipe gibt und das besonders gerne bestellt wird, wenn man viel trinkt. 


Mittwoch morgen ging es dann (ohne Nathalia, denn sie nahm von Meru aus ein Matatu zurück nach Nairobi), weiter in Richtung Embu mit einem kleinen Abstecher in den Regenwald. Mindestens genauso beeindruckend waren aber die Teefelder die einem von links und rechts der Straße strahlend grün entgegenleuchteten.
In Embu habe auch ich mich dann verabschiedet, um zurück nach Misyani zu fahren...aber das ist eine Geschichte für sich.

Sonntag, 9. Oktober 2011

Sturmfrei!

Unsere Mutter ist ausgeflogen und wir sind mit den Kindern alleine. Was man da alles anstellen kann! Spaß beiseite...egal was wir vorhaben, Mum legt uns da keine Steine in den Weg. Es ist eher so, dass wir nicht so oft am Wochenende da sind und daher nicht so viel Zeit mit den Kindern zur Verfügung haben um größere Aktionen zu starten. Unter der Woche sind die meisten bis 16.00 Uhr und die größeren bis 18.00 Uhr in der Schule. Seit dieser Woche muss unser Ältester (7. Klasse) sogar bis 20.00 Uhr die Schulbank drücken!

Dieses Wochenende nutzten wir die Freizeit um Armbänder und Ketten aus Wolle zu machen. Vorher wurde aber der Boden mit Wolle benetzt: Die Kinder bekamen ihre Köpfe rasiert. Manche mögen das, andere weniger. Ruthi fand jedenfalls, dass wir unsere Haare auch abrasieren sollen, damit wir genauso aussehen wie sie. Das fand ich keine so gute Idee. Darum sind meine Haare dran geblieben.
Der Haare-Gärtner bei der Arbeit.

Tuthi mit weniger Haaren und mehr Schmuck

Mbula hat sich zwar über ihre neue Kette gefreut, zu einem Foto-Lächeln ließ sie sich aber nicht hinreißen.

Mumbua dafür umso mehr :-)


Nach ausgiebigem Flechten, drehen, knüpfen und einer Runde Seilspringen, hat sich die ganze Meute vor den Fernseher begeben. Tabea hat die (beinahe originale) DVD von "The Lion King" gekauft...die auf unserem recht alten DVD-Player leider nicht laufen wollte. Der Versuch den Film auf dem Laptop anzuschauen gelang nicht so ganz. 20 Kinder, die Popcorn kauen (das wir zuvor auf dem Feuer selbst gemacht haben) sind einfach lauter, als Laptop-Lautsprecher. 

Wie gut, dass auch in Kenia die Kirche nicht über Armut klagen muss...einer der Priester-Anwärter verhalf uns zu richtiger Kino-Atmosphäre indem er uns die Boxen ausgeliehen hat, die wohl sonst zum Entertainment der Männer dienen, die neben der Kirche wohnen. Von da an hatten die Kinder richtig viel Spaß mit dem Film! Besonders gut kam das Lied "Hakuna Matata"(Keine Sorge) an, was hier tatsächlich ein Spruch ist, den man täglich hört und das ist auch wichtig! Wenn man sich nämlich über alles Sorgen macht, hat man hier keine Chance auf ein ausgeglichenes Leben. 

Während die Kinder vor dem TV saßen, war es allerhöchste Zeit mit dem Kochen anzufangen! Aber wer sollte das machen? Mum war nicht da, die Kinder waren beschäftigt...also musste ich zum ersten mal alleine den Kochlöffel über dem Feuer schwingen. Zu meiner Beruhigung haben die Kinder gesagt, dass das Gemüse gut schmeckt. Ich hätte nur mehr Öl benutzen sollen, das aber leider leer war und von der Notration in Mums Zimmer wusste ich nichts. Also war mein erster Versuch Sukuma Wiki zu kochen von Erfolg gekrönt.
Im Gegensatz zum Ugali. Über die Menge des Wassers, das wir benutzen mussten wurde heiß diskutiert. Am Ende war es viel zu viel Wasser und wir mussten jede Menge Maismehl hineinkippen, damit es annähernd die übliche Konsistenz annahm. Was solls: Beim nächsten mal nehmen wir eben weniger Wasser. Hakuna Matata!

Donnerstag, 6. Oktober 2011

Run Mzungu Run!

Diesen Kommentar musste sich wohl eine Freiwillige anhören, die 2009-2010 hier war und sich getraut hat joggen zu gehen. Dabei hat sie sich wohl so unwohl gefühlt, dass es das letzte mal war, dass sie laufen gegangen ist in Kenya. 
Mit dieser Vorwarnung, die ich auf meinem Vorbereitungsseminar erhalten habe, bin ich was Sport angeht mit unguten Gefühlen aufgebrochen...denn wer schon einmal längere Zeit ausgesetzt und dann wieder angefangen hat zu laufen weiß, wie frustrierend das ist. 

Vor 2 Wochen hatte ich allerdings das Gefühl einfach laufen zu müssen, habe morgens allen Mut zusammengenommen, die Schuhe geschnürt und bin losgelaufen. 
Zu meiner Verwunderung hörte ich keinen einzigen Kommentar, der herablassend oder belustigt klang. Ganz im Gegenteil: Die Leute grüßten sehr freundlich und als ich zurück kam, haben mich die Lehrer unserer Schule angesprochen und fanden es unheimlich toll, dass ich laufe. 


Ein paar Tage nach meinem ersten Lauf hatten wir Besuch von einem Mitarbeiter von CIVS. Er brachte eine Zeitung mit und ich konnte endlich nachlesen, welche Zeit der Kenianer Patrick Makau beim Berlin Marathon gelaufen ist. Dass er Erster geworden ist habe ich den Fernsehnachrichten entnehmen können. Mehr aber nicht. 
Zu lesen, dass er einen neuen Rekord aufgestellt hat und auch noch aus der Gegend kommt, in der ich gerade lebe (Kangundo) hat mich gefreut. Vielleicht hat es mit ihm zu tun, dass Laufen hier recht angesehen ist.


Inzwischen war ich schon ein par mal laufen. Wahrscheinlich hat es sich längst herumgesprochen, dass seit neustem eine Weiße morgens durch die Gegend joggt. Allerdings begegnen mir immer wieder viele fröhliche Gesichter und manchmal begleiten mich auch Kinder auf einem Teil der Strecke, was der beste Ansporn ist nicht stehen zu bleiben. 


Ich ärgere mich zwar etwas, dass ich meine guten Laufschuhe zu hause gelassen und die ältesten mitgenommen habe, die ich hatte, aber viel mehr freue ich mich, dass ich was tun kann und meine Ausdauer sich nicht vollständig in Reis, Ugali und Githeri auflösen wird!

Dienstag, 4. Oktober 2011

Komm ich jetzt im Fernsehn?!

Nein...erst Ende 2012. Und dann auch erstmal im Kino! "Fly me to the moon" wird der Film mit Diane Kruger und Dany Boon heißen, der in den letzten Tagen sein Set in Nairobi aufgebaut und sich der vielen weißen Freiwilligen die gerade hier sind, als Statisten bedient hat.
Die meisten von der Gruppe, die mit mir zusammen hier sind, drehten einige Szenen mit, die am Flughafen in Nairobi spielen. Morgens um 5.00 war Treffen vorm Büro angesagt um gemeinsam in die Stadt zu fahren. Von da aus ging es dann mit dem Bus der Filmcrew weiter zum Flughafen. 
Wie gut, dass wir die Pizza am Abend vorher nicht mehr geschafft haben...so gabs Pizza Hawai zum Frühstück. Morgens, halb 6 in Kenya :-)

Regieanweisungen für die Mzungu-Statisten am Kofferband.

Wahrscheinlich haben wir an diesem Tag nur etwa 2 Minuten Film produziert - trotzdem war es recht interessant. Ich bin gespannt, wie viele Dinge, die uns sehr unprofessionell vorkamen, am Ende im Film erkennbar sind! 
Was die meisten von uns ganz schön geärgert hat war, dass die Filmproduktion so wahnsinnig übertrieben sein muss...der Bus mit dem der Haauptdarsteler im Film zu seinem Hotel fährt war wahrscheinlich zum ersten mal am Flughafen, aber die Busse die dort sonst fahren sahen wahrscheinlich "nicht afrikanisch genug" aus (um Sabine zu zitieren, denn den Kommentar fand ich sehr passend). Der Taxifahrer der Sie hinterherfährt konnta das Ganze noch toppen: Ein weißer bekommt eine Rasta-Perücke aufgesetzt und wird mit Make-up schwarz geschminkt. 
Warum nimmt man nicht einfach einen echten kenianischen Taxifahrer? Wahrscheinlich würde das die Klischeeliebenden Kinobesucher in Europa nicht befriedigen... 

Obwohl man manchmal Sinn und Unsinn einer Aktion diskutieren konnte, hatten wir die meiste Zeit über Spaß. Um den Tag in der Stadt gemütlich ausklingen zu lassen, gönnten wir uns zum Abschluss ein ausgedehntes Abendessen beim Äthioper. Vor 4 Wochen hätten wir noch nicht geglaubt, dass uns jemand die Adresse eines Restaurants in Nairobi sagt und wir das dann finden. Aber es hat geklappt! Und es war wahnsinnig lecker. 
"Habesha" heißt das Restaurant am Uhuru Highway. Das weiße Zeug (Injera -eine Art Sauerteig-Fladen, der nur von einer Seite gebacken wird) auf dem silbernen Tablett wird mit den verschiedenen Soßen/Fleisch/Spinat mit Feta-Käse (Wot) gegessen. Natürlich mit den Händen! Und in der Regel ist man gemeinsam von einem Silbertablett. Was wir uns fürs nächste mal dringend merken müssen: Wenn jeder was bestellt, ist es eindeutig viel zu viel! Obwohl wir uns nach hause rollen konnten, haben wir nicht alles geschafft...

Montag, 3. Oktober 2011

Berg heil!

Na gut...das sagt hier kein Mensch. Und einen Gipfel erklommen habe ich auch nicht. Aber: Ich war klettern! In Kenya! Nach 4 Wochen Entzug habe ich mich riesig gefreut Felsen und Händen und Füßen zu spüren! 

Der "Mountains Club of Kenya" (MCK) hat ein Anfängerklettern veranstaltet, das nicht so weit weg von Nairobi stattfand. DIE Gelegenheit für mich, da an diesem Wochenende sowieso Kiswahili-Sprachkurs in Nairobi war und ich von dort aus starten konnte. 


Die erste Herausforderung für mich Landei (denn das bin ich hier wirklich - in der Stadt komm ich noch nicht so richtig klar) war, von der Gastfamilie zum Treffpunkt vor dem Internationalen Kongress Center zu gelangen. Das war letztendlich einfacher als gedacht. 
Der Fahrer war auch erstaunlich pünktlich und schon ging es los nach Lukenya. 


Wie ich es erwartet hatte trafen wir dort angekommen fast ausschließlich auf Mzungus. 3 Kenyaner waren dabei einer davon war Jonathan (der, der mich mitgenommen hat) alles andere waren Briten, Amerikaner, Holländer, Argentinier und ich war die einzige Deutsche. 
"Jonna" aka Jonathan climbing


Schon bei Ankunft am Felsen schlug mein Herz etwas schneller! Es hat riesigen Spaß gemacht. Zwar waren alle Routen hallenmäßig per Toprope gesichert, trotzdem war es einfach schön. Die Aussicht, die man auch vom Fuß der Felswand genießen konnte, ließ einen auch die Kletterpausen genießen. 
Aussicht vom Parkplatz aus.  Mit dem Auto wurde ich abgeholt...und habe darüber nicht schlecht gestaunt! Es war eine Woche alt und gehörte Jonathans Vater, der es bisher nicht gefahren ist, weil er nicht wollte, dass die Nachbarn reden.




Ein Traum: Eine annähernd senkrechte Wand aus wunderbar griffigem Gneis!



Das Lustigste an diesem Tag war, dass drei verschiedene Kletterer unabhängig voneinander anfingen, von so einem Gebiet in Deutschland zu reden, wo die Kletterer absolut verrückt sind und sich nur mit Knoten, Schlingen und anderen textilen Materialien sichern. Ob ich das Gebiet kenne?! Hihi! Das ist meine (Wahl-)Heimat :-) 

Die Rückfahrt war dann etwas abenteuerlich...Jonna war sich ganz sicher, dass er den Weg nach Buruburu kennt und mich dort absetzen kann. Das war zwar ein riesen Umweg für ihn und die andere Mitfahrerin, aber das sollte mal nicht meine Sorge sein...bis wir kurz vor dem Ziel in einen riesigen Stau gerieten, dann offenbar die falsche Ausfahrt im Kreisverkehr nahmen und nach mehrmaligem Fragen, Wenden und immer wieder in neuen Staus Stehen ca. 2 Stunden später als erwartet das Ziel erreichten. 
Ich war aber scheinbar die einzige, der das ganze unangenehm war. Die anderen beiden unterhielten sich die ganze Zeit blendend und schienen kein Problem damit zu haben, dass sie ihren Abend in einem Stau verbrachten.